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  • AutorenbildKremena Doynov

zwei Jahre danach...



Wenn auch immer noch nicht ganz ausgestanden, stecken wir seit bald nun zwei Jahren in einer, auf vielen Ebenen, Ausnahmesituation. Zurück ans Frühjahr 2020 denkend, als die ersten Nachrichten über „ein Virus in China“ zu lesen waren, wette praktisch mit jedem, dass man sich die nächsten zwei Jahre so nicht vorstellen konnte. Ausser man war ein Epidemiologe.


Was darauf folgte traf uns mit einer Wucht, die kaum jemand erwartete. Und wenn auch praktisch jeder auf seine Art und Weise damit umging, eines vereinte uns doch – die Feststellung „was gestern selbstverständlich war, kann heute schon ganz anders sein“. Und das hatte für sehr viele Menschen die viel schlimmeren Folgen als die Pandemie selbst.


Ja, wir haben einiges an Sicherheit verloren. Doch – man kann es anders einfach nicht sagen – einiges davon war schon vorher eine „Scheinsicherheit“, in der wir uns Jahr für Jahr gerne selbsttäuschten.


Was hat die Krise auf eine unmissverständliche Art und Weise an die Oberfläche gebracht?



Krisensichere Jobs

Hm… gibt es diese überhaupt? Wer hätte jemals gedacht, dass man als Spitzenkoch, flinke Serviertochter oder Topverkäufer – um nur ein paar zu erwähnen – plötzlich zu Hause sitzen wird, nicht mehr arbeiten kann und sogar seine Stelle verliert, weil Lokale und Läden schier „reihenweise“ aufgeben? Wiederum gab es andere Jobs, in denen man so viel zu tun hatte, dass manche Angestellten bestimmt ihren früheren Jobentscheid hinterfragt haben. Denken wir an Logistiker, Chauffeurs und – vor allem – das Gesundheitspersonal.



Also welcher Job ist „sicher“?

Es mit einem – fast zu einem Unwort gewordenen Begriff zu benennen – alles was systemrelevant ist. Es verständlich zu erklären: Jobs, die das Leben (einigermassen) „am Laufen“ halten. Oder aber auch Jobs, die in die Zukunft blicken lassen. Jobs, die entweder nicht ganz automatisiert werden können, oder immer einen Menschen – zumindest in bestimmten Phasen des Arbeitsvorgangs – benötigen werden. Nach diesen zwei Jahren kann ich persönlich wenige Berufe überzeugt dazu zählen. Bestimmt gehören dazu IT-Profis, Ärzte und Pflegepersonal, Polizei. Natürlich auch Forscher. Viel mehr kommen mir persönlich nicht auf Anhieb in den Sinnen. Nein, der Rest wird nicht „morgen“ verschwinden, aber wir werden nach und nach in den nächsten Jahren unser Verständnis über einen lebenslangen Beruf hinterfragen müssen. Ich denke es wird „zuerst“ einfachere Jobs treffen, Jobs, die „praktisch jede/r machen kann“… auch ein „Roboter“. Das ist ganz besonders wichtig für junge Menschen, die heute einen Berufsweg einschlagen, der lange als „sicher und anständig“ galt. KV zum Bsp…



Computerfähigkeiten

Nur schon vor zwei Jahren konnte man sich mit der knappen Kenntnis über die „Ein- und Austaste“ am Computer irgendwie durchs Berufsleben schlagen. Natürlich übertreibe ich bewusst, will jedoch damit sagen – in den letzten zwei Jahren wurde es sowas von klar: ohne Computerfähigkeiten und -kenntnisse geht kaum noch was. Man muss up-to-date sein. Die letzten zwei Jahren gaben diesen Grundsatz einen enormen Schub.


Ich staune noch heute über Menschen, die mit einfachen Programmen nicht umgehen können. Wie sie in einem Video-Jobinterview von sich überzeugen wollen, ist mir ein Rätsel. Denn solche werden – nach den vergangenen zwei Jahren – immer mehr auf dem Vormarsch sein. Videokonferenzen in einer Firma werden auch nach der Pandemie nicht verschwinden, denn man hat auch ihre Planungs- und Durchführungsvorteile klar erkannt. Online-Kurse werden zum Alltag gehören, denn es gibt nichts „Besseres“ als zeit-, ort- und terminunabhängig seinen Interessen nachzugehen und an seinen Kompetenzen zu arbeiten.


Ja, leider, es werden Menschen „auf der Strecke“ bleiben. Ausser sie nehmen das Thema endlich ernst.



Gleichwertige Jobs

Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass „nach der Krise“ sich einiges in der Gleichwertigkeit einiger Jobs ändern wird. Ich denke, es wird eher schwieriger werden darauf zu bestehen für den verlorenen Jobposten exakt das Gleichwertige zu bekommen – Lohn, Image, Bonus, Benefits mässig und was auch immer für „Zückerli“ man bisher hatte.


Bestimmt haben manche Firmen festgestellt, dass vieles auch mit weniger Menschen funktioniert. Vor allem – sorry für das – was die Chefposten, inbesondere auf mittleren Ebene, betrifft. Nach dem Motto „Willst Du den Job? Das sind unsere Konditionen. Punkt.“ könnte es zu Korrekturen kommen. Das finde ich nicht à priori gut, aber es lohnt sich der Realität ins Auge zu sehen und sich darauf einzustellen – mit seiner Einstellung, Flexibilität und seinen Erwartungen.



Netzwerk

Netzwerk war schon immer wichtig. In den letzten zwei Jahren besonders. Menschen mit einem gesunden und funktionierenden Netzwerk wurden nicht selten davon aufgefangen.


„Netzwerk“ ist aber nicht nur die Verwandtschaft und der engste Bekanntenkreis. „Netzwerk“ ist auch die Fähigkeit auf sich und wo es Sinn macht, entsprechend aufmerksam zu machen, sich am richtigen Ort richtig zu positionieren. Auch zu diesem Thema spielen "Computer" und "Online" eine wichtige Rolle, sowie die Kommunikationsfähigkeiten. Sich davon abzuschirmen, oder zu versuchen alles was in den letzten Jahren versäumt wurde schnell-schnell aufzuholen, funktioniert nicht.



Offenheit für Neues

Zugegeben, das tönt schon ein bisschen „abgenutzt“. Und nein – im Gegenteil zu vielen – sehe ich persönlich Krisen nicht als „einzigartige Chancen, die nur warten realisiert zu werden“. Oder besser gesagt – ich unterstütze nicht zwingend die Theorie „man muss eine Krise durchmachen, um sich zu verändern“. Mir gefällt das einfach nicht und ich verstehe auch nicht, warum alles „neue und – womöglich – bessere“ erst nach einer Krise zu folgen hat. Hinter den Spruch "Krisen sind Chanchen" vermutte ich ab und zu eher eine "Verkaufstaktik", denn Menschen in oder knapp nach einer Krise sind für "Versprechen einer besseren Zukunft" oft offener.


Aber egal. Fakt ist, dass die vergangenen zwei Jahre bei vielen den Gedanken ausgelöst hat „Was mache ich ab jetzt?“. Und das ist gut so. Ob man sich für die Selbständigkeit, für eine Ausbildung, für eine berufliche Veränderung, oder eine Pause einzulegen entschieden hat, Hauptsache man hat nicht allein aus dem Frust (Krise) heraus entschieden, sondern seine Entscheidung auch gut überlegt und auf eine gesunde Basis gestellt hat.


Wir können die Welt nicht so halten, wie sie uns gefällt. Aber wir können uns an die Gegebenheiten anpassen, etwas daraus machen und versuchen nicht in Groll und Frust zu versinken.



Geduld und Ausdauer

Egal wie es uns in den letzten zwei Jahren ergangen ist, egal was wir vorhatten - Geduld und Ausdauer haben uns stets begleitet. Für Menschen wie mich, die nicht mit Geduld glänzen, war das irgendwie das Schwierigste. Zu akzeptieren, dass nicht alles „nach Plan“ läuft hat mich persönlich oft stark gehindert. Doch auch ich habe gelernt „bleib einfach dran“ und musste das eine oder andere Mal wirklich akzeptieren „am Schluss kommt es, wie es kommen muss“.


Diese Erfahrung mussten auch manche Menschen auf Jobsuche machen. Es ging oft langsam, unklar, mal vorwärts, mal Stillstand. Doch am Ende haben die Beharrlichen gewonnen. Zumindest die Fälle, die mir bekannt sind.


„Nicht vorschnell aufzugeben, wenn man sich etwas vorgenommen hat“ ist eine Tugend – ja. Das heisst jedoch nicht, wie viele meinen, 24/7/365 auf Hochtouren zu laufen, denn so brennt man eher aus. Das heisst „das Gaspedal“ richtig zu betätigen, mal sanft, mal kraftvoll, mal rollen zu lassen. Das heisst auch, manchmal Umwege zu nehmen, aber das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Das heisst einfach „dranbleiben“, aber das Tempo den Umständen anpassen.


Ich hoffe einfach und wünsche Dir auch, dass auch Du zurückschauen kannst und es ist nicht alles nur schlecht und schwierig. Der „Umgang mit Veränderungen“ wurde bei uns allen auf die Probe gestellt. Und ja, leider haben die einen oder anderen „die Quittung für Verpasstes und Versäumtes“ bekommen.


Aber die Welt wäre heute nicht diese, wenn sie sich nicht verändert hätte. Unsere Geschichte kennt viele Korrekturphasen, mal schleichend, mal heftig, jedoch immer mit Veränderungen verbunden. Veränderungen sind damit bekannt, dass sie nicht immer angenehm sind, aber immer hoffnungsvoll. Deshalb liebe ich auch diesen Spruch so sehr:

Am Ende wird alles gut. Wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.

Der macht doch Mut, oder? Also bleibe dran, hol Verpasstes auf, stelle Dir die richtigen Partner zur Seite und steuere Deine Ziele an.

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