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AutorenbildKremena Doynov

Wie viel Kreativität verträgt eine Bewerbung


Gute Frage! Und eine spannende noch dazu, denn das Mass der Kreativität beim Bewerben hängt von so vielem ab. Noch heute glauben extrem viele stellensuchende Menschen, dass man ab dem ersten Blick ihr Dossier wohlwollend und umfassend betrachtet. Das ist eine ganz falsche Annahme. Unter dutzenden von Bewerbungsdossiers, oft hunderten, schaut man sich die Bewerbungen zuerst immer mit dem Gedanken «Was passt NICHT!» an.


«Du sollst sofort herausstechen», «Du darfst im Meer der eingehenden Bewerbungen nicht untergehen», «Es geht um Sekunden und entweder bist Du weiter, oder weg», sind Sätze, die jeder im Zusammenhang mit «sich bewerben» gehört oder gelesen hat. Ganz im Unrecht sind solche Tipps nicht, doch führen sie immer zum erwünschten Ergebnis?



Ganz bestimmt nicht!

Dabei denke ich an eine Kundin, die zu mir in die Beratung kam, weil sie nicht verstehen konnte «warum sie nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird». Stolz präsentierte sie mir ihr Dossier. Ich warf einen Blick auf das sog. Deckblatt und musste mich echt zusammennehmen, um nicht etwas Dummes zu sagen. Denn neben dem völlig unpassenden Bewerbungsbild, einer überdimensionalen, wellenförmig gestalteten Überschrift «BEWERBUNG», ihrem Namen und Kontaktangaben, gab es auf dieser Seite auch noch ein paar verstreute, farbige… Gummibärli-Bildli.


Natürlich fragte ich sie, was sie damit transportieren will. Ihre Antwort war «gumig» - Farbe wollte sie reinbringen und damit auffallen. Zugegeben beides hat sie geschafft, allerdings um sofort aussortiert zu werden, was sich auch klar in ihrer Bewerbungsbilanz mit diesem «Dossier» widerspiegelte. Ein «Einzelfall»? …Oh je, wenn Du wüsstest, was meine Augen schon gesehen haben…



Wie einfach ist es heute kreativ zu sein?

Danach gefragt, offenbaren wenige Menschen, dass sie überhaupt nicht kreativ sind. Ich persönlich glaube auch nicht, dass Kreativität gelernt werden kann. Doch heute wird allen «geholfen». In den heutigen Zeiten wird jeder von unzähligen online Angeboten an Kreativprogrammen überhäuft. Kreativität wird zu einer einfachen Tugend, die man sich für ein paar Dollar oder Euro schnell «selbst besorgen» kann. Templates über Templates, in allen Farben und Gestaltungsmöglichkeiten… Doch «das Auge dafür» wird niemals damit mitgeliefert. Das Verständnis über die Abläufe und Routinen beim Kandidatenauswahl schon gar nicht.


Hast Du schon mal «kreative Bewerbung» gegoogelt? Mach mal… Über 5 Millionen Ergebnisse in weniger als einer halben Sekunde. Dass man sich rasch darin verliert, oder sich etwas aussucht, was einem zwar «gefällt» jedoch weder seiner Person noch dem Zielmarkt, geschweige denn der Stelle wofür man sich bewirbt entspricht, ist nur verständlich. «Verständlich» aber bei weitem nicht dienlich. Die meisten stellensuchenden Personen scrollen dann ein paar Minuten bis man entweder «fündig» wird oder es aber aufgibt und zurück zur «08:15»-Variante greift. Bestimmt in Blau. Sicher ist sicher…



Kreativität ohne Idee ist wie ein Boot ohne Segel.

Im Bewerbungsprozess heisst das eine Bewerbung, die mit dem Ziel «im Vorstellungsgespräch-Hafen anzulegen» erstellt wird, jedoch immer wieder «am (Absage)-Ufer steckenbleibt». Vielleicht kommt man irgendwann auf die Idee eine (kreative) Fertigvorlage aus dem Netz herunterzuladen.

Kein Problem, einfach dabei eins nicht vergessen! Tausend andere Menschen suchen auch eine Stelle, einige, und nicht wenige davon, haben bestimmt auch gehört, dass «sich anders präsentieren» dabei helfen sollte aus der Masse herauszustechen und alle googeln können… allesamt Rahmenbedingungen, die der Wahrscheinlichkeit, dass man sich sehr ähnlich, gar gleich wie dutzende anderen präsentiert, nicht bei «gleich 0» lässt.

Mit anderen Worten, mit «Fertigvorlagen» bist Du schnell wieder «einer von vielen».



Kann man ZU kreativ sein?

Oh, aber ganz sicher! So sehr «kreativ», dass der Betrachter kaum weiss wo man zuerst hinschauen soll. Ganz oft passiert sowas, wenn man sich exakt dieser «Internet-Vorlagen» bedient. Überladene erste Seiten, diversen graphischen Hinguckern, zu kleiner Schrift (die versucht «alles wichtige» zu sagen bzw. zu zeigen)… Raffinessen über Raffinessen..., die mehr schaden, als sie helfen.

Ihr glaubt es mir nicht? OK, versucht dann folgendes: Legt so einen «kreativen» Lebenslauf einer Person zum ersten Mal vor und gibt ihr nur ein paar Sekunden Zeit ihn zu studieren. Genauer gesagt 7.4 Sekunden, wenn man mehreren Studien zum Thema «erster Blick über den Lebenslauf» beachtet. Dann nehmt ihn weg und bittet die Person das Wichtigste über Dich, was hängen geblieben ist, in Worte zu fassen. Ich wette es wird nicht viel sein, und schon gar nichts sehr Entscheidendes.



Am Anfang steht die Idee, nicht die Farbe...

Christoph Niemann (und er muss es wissen) hat in einem seiner Bücher über Kreativität geschrieben

«Für eine gute Idee braucht es 87% Anstrengung, 7.5 % Glück, 0.5% Begabung und Musen-Kuss und (ACHTUNG!) 5% 90 Minuten am Stück die Finger vom Internet zu lassen».

Diese Aufteilung sollte man auch bei der Erstellung seiner Bewerbung nutzen.



Du sollst auffallen, nicht das Ziel verfehlen!

Kennst Du das Symbol für Harmonie «Ying-Yang»? Ungefähr so sollten sich die zwei wichtigsten Komponenten – Inhalt und Optikin Deinem Dossier aufteilen. Noch eine Stufe wichtiger ist jedoch, dass Deine Bewerbung auf Deine Person, den Zielmarkt und die Stelle zwingend abgestimmt werden muss. Wie schaffst Du das? Um diese Frage zu beantworten braucht es eben diese 87% Anstrengung aus dem vorherigen Absatz.


Trotzdem werde ich versuchen Dir ein paar generelle Tipps zu geben:


Dein Lebenslauf ist (anfänglich) das aller-, aller-, ALLERWICHTIGSTE! Erstelle ihn immer mit dem Hintergedanken, dass die Person auf der anderen Seite im ersten Moment (generell) «Dir absagen will» und ganz kurze Zeit darauf verweilen wird. Ein kurzer Überblick, der rasch entscheidet ob Deine Bewerbung «rechts» (= genauer anschauen) oder «links» (= Absage), abgelegt wird. Das Wichtigste sollte deshalb sofort und mühelos überblickbar sein.


Mach ein Deckblatt, auch wenn sich «die Geister» zum Thema nicht immer einig sind.

Doch das Deckblatt darf nicht die Arbeit erschweren, quasi NUR «ein Blatt mehr zum Umblättern» sein. Ein Deckblatt soll einzig und allein zum Erkennen dienen, dass Du möglicherweise ein interessanter Kandidat bist und es verdienst genauer analysiert zu werden. Das Wichtigste, quasi Aussagekräftigste muss deshalb darauf zusammengefasst sein.

Achtung – damit sind NICHT irgendwelche schlauen Sprüche, grosse Überschriften, ein Haufen Floskeln, seltsame Bilder oder schwerfällige lange Texte gemeint.


Dein Gesamtdossier muss sehr aufgeräumt sein. Das Prinzip, das Du dabei strikte beachten musst heisst «weniger ist mehr». Ich weiss, nicht immer einfach, aber immer hilfreich. Ordne und formatiere alles wie in einer «Apotheke», nicht wie in einem «Ramschladen»!


Nutze Farbe, ja. Doch bitte nicht das langweilige, allbekannte «Bewerbungsblau»! Allein Blau hat über 80 Nuancen, von Admiralblau bis zu Zartblau. Bedenke auch dabei, dass Farben wirken, sie machen Aussagen. Entscheide Dich für nicht mehr als zwei, max. drei Farben bzw. Nuancen einer Farbe und achte hier besonders auf die Ästhetik.


Auch bei der Schrift kannst Du «anders» sein und Dich von der Masse abheben. Gut leserlich muss diese sein. Nein, heute fallen in diese Kategorie nicht mehr nur «Arial» und «Calibri». Kannst Du mehrere Schriftarten kombinieren? Grundsätzlich ja, max. zwei, jedoch nur solche kombinieren, die optisch zueinander passen. Ansonsten wirkt das Ganze sofort «komisch».


Dein Foto ist DAS Element, das SOFORT wahrgenommen wird. Dein Foto ist auch DAS Einzige, was Dich in diesem «kurzen ersten Moment» als Persönlichkeit zeigt. Es lohnt sich definitiv ein gutes, professionelles Foto von Dir machen zu lassen. Und stelle es bitte links, denn dort wandert zuerst den Blick des Betrachters.


Weitere Bilder bzw. Grafiken… möglich, jedoch nicht nötig. Oft verwirren diese mehr als zu informieren. Wenn Du graphische Elemente nutzen willst, müssen diese sehr gut überlegt, zweckgebunden und massvoll eingesetzt werden.


Doch irgendwann sind die «allgemeinen» Möglichkeiten sich «anders» zu bewerben ausgeschöpft. Und dann kommt die echte Kreativität ans Tageslicht. Die ist jedoch für diejenigen «reserviert», die es wirklich ernst mit ihrer neuen Wunschstelle meinen.

Was ich damit meine, erzähle ich Dir gerne bei einem persönlichen Gespräch.





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