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  • AutorenbildKremena Doynov

50 Nuancen Persönlichkeit


Es ist so weit. Mein vielleicht am längsten überlegter, überdachter, angefangener und wieder abgelegter Blogbeitrag liegt vor. Meine Gedanken über die Ü50, zu denen ich altersmässig übrigens auch gehöre, sind endlich «auf Papier». Neben den genügend angesammelten Erfahrungen und Beobachtungen mit meinen Klientinnen und Klienten in dieser «Kategorie», berechtigt mich auch meine eigene Alterszugehörigkeit auf der Tastatur los zu legen.

Seid ihr bereit? Es wird übrigens nicht nur «zuckersüss und tränenreich», dass ich Euch warne. Und ja, es wird meine ganz persönliche Meinung zu diesem Thema widerspiegeln, ohne den Anspruch jede mögliche Lebenssituation auf dieser Erde abzudecken.

Wie fühlt es sich heute mit Ü50 mit beruflichen Veränderungen konfrontiert zu werden? Schlimm! Ganz schlimm – wenn man allein den Medien glaubt.

«Man ist zu alt»… (Was?!)

«Man findet keinen Job», «man ist zu teuer», «man ist auf dem Abstellgleis», «man schreibt x-hundert Bewerbungen und wird nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen»… ist so der gängige Ton, sowohl in den Berichten wie auch in den Kommentaren.

Wenn ich auf Menschen in dieser Situation und Altersklasse treffe, die auch diese «Weltuntergangs»-Einstellung und Stimmung haben, frage ich mich schon in den ersten Minuten «wie kommt man ausschliesslich auf solche Gedanken»? Oft geht es nicht lange und wir finden «die Antworten».

Nicht alles ist möglich!

Nach mittlerweile zahlreichen Begegnungen mit stellensuchenden Ü50 stelle ich mal meine erste Behauptung auf:

In diesem Alter sollte man nicht mehr ausschliesslich einen Job, sondern viel mehr eine Aufgabe suchen!

Was man sich in früheren Jahren «leisten» konnte, ist passé. «Das ist in der Nähe», «das macht die Kollegin und es gefällt ihr», «das ist gut bezahlt»… sind keine Gründe (mehr) die jemandem zum Erfolg verhelfen. Wenn man sich allein nach dem Job(inserat) richtet und eine banale, standardisierte Bewerbung zustellt, wird man auch schnell aussortiert. Logisch, oder?

Mit den Jahren wird man auch «entkräftet», sind wir doch ehrlich. Das meine ich überhaupt nicht abschätzend. Doch zu behaupten, dass jeder beliebige 55(+)-jahrige mit dem Energiepegel und der Aufnahmefähigkeit jedes 30-jährigen ohne Weiteres mithalten kann ist schon ein wenig übertrieben. Dauernd «schnelle Auffassungsgabe» zu versprechen ist nur der Beweis dafür. In der Bewerbung eines Ü50 ist das irgendwo garantiert zu lesen (was von mir gnadenlos gestrichen wird).

Mit Ü50 punkten wir nicht mehr mit Schnelligkeit, dafür mit Besonnenheit.

«Flexibilität» und «Anpassungsfähigkeit» sind zwei weitere Qualitäten, welche die Ü50 gerne verwenden, um mit den Jüngeren «mitzuhalten». Damit punkten? Überhaupt nicht!

«Flexibilität» ist sowieso ein Versprechen, was die Wenigsten wirklich problemlos einhalten können. Alter hin oder her. Und wenn sie es tun, dann sehr oft, sehr ungern. Mit dem Alter wird es nochmals schwieriger das Haus, den Hund, den Schrebergarten, oder die Enkel dem langen Arbeitsweg, dem wilden Arbeitsplan oder den vielen Überstunden unterzuordnen.

Mit Ü50 punkten wir nicht mehr mit Flexibilität, dafür mit Beständigkeit.

Sich als ein erfahrener Mensch anzupassen fällt auch nicht einfach. Als eine Ü50 sitzt man rasch gegenüber einem Vorgesetzten im Alter seiner Kinder. Damit umgehen können nicht alle. Ihre «Überlegenheit» zu verbergen noch weniger.

Mit Ü50 punkten wir nicht mehr mit Anpassungsfähigkeit, dafür mit Stabilität.

Ein weiterer Punkt ist – und das muss man leider sagen – die berufliche Achtlosigkeit vieler Ü50 in den vergangenen teilweise Jahrzehnten. In Jahren, in denen das noch möglich war, konnten sie eine Stelle «erobern», ohne die dafür notwendige Ausbildung. Das ging Jahre lang gut, doch nun müssen sie sich mit AbsolventInnen irgendeiner Fach- oder Hochschule oder gar einer Universität messen. Für viele keine einfache Aufgabe, auch wenn sie über die notwendigen, «on the job» erworbenen Kenntnisse verfügen.

Mit Ü50 punkten wir nicht mehr nur mit Know how, sondern auch mit Do how.

Und dann die never ending story nach dem «Preis». Ist man mit Ü50 «teuer»? Natürlich! Abgesehen davon, dass man endlich «seinen Preis» kennt, verursacht man auch sozialversicherungstechnisch hohe Kosten. Doch «teuer» ist oft etwas was seinen Preis nicht wert ist. Oder auch etwas, was auch günstiger zu finden ist. Also es gilt zu begründen, warum man seinen Preis wert ist! Mit einer üblichen, standardisierten Bewerbung, in einem Meer von «günstigeren» MitstreiterInnen ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Mit Ü50 punkten wir nicht mehr mit unseren Lohnerwartungen, dafür mit unserer Lösungsorientierung.

Aber was sind unsere Vorteile?

Haben wir solche überhaupt? OH JA, und wie!

Wir haben viel Wissen! Wir haben enorm viel Erfahrung! Wir haben erprobte Menschenkenntnisse! Wir haben eine gewisse Gelassenheit, anders als «die Jungen». Wir haben (oft) eine andere Motivation als nur der reine «Brotjob». Wir haben schon so viel gemeistert, dass uns nicht so rasch etwas «umhaut». Wir haben die Familienplanung und die Weltreisen «hinter uns gelassen». Wir haben schon so viele Problemlösungen finden müssen. Wir wendeten schon manche Krisen ab. Wir empfinden Dankbarkeit und Verbundenheit. Wir haben Lust und kein Drang mehr auf Erfolg. Unser Ziel ist nicht mehr ausschliesslich selbst zu glänzen, sondern viel mehr anderen zum Glänzen zu helfen. Wir haben Energie, die wir aber nicht verschwenden wollen. Wir wissen was wir wollen!

Wir haben ausgereifte Persönlichkeit!

Es gilt all das sehr souverän, sehr authentisch und ganz ehrlich darzustellen. Und den Arbeitgeber zu suchen und zu finden, der genau das schätzt. Dann kann es auch mit über 60! klappen. Selber schon mit KlientInnen mehrfach erlebt, aber erwähnen will ich nur einen meiner Kunden, der selbst behauptet, den überhaupt spannendsten Job jemals (mit 62!) gefunden zu haben.

Einfache Sache? Nein, keiner verspricht das! Aber durchaus möglich!

Dafür muss man eines bestimmt: Die schwarze Brille ablegen und aufhören sich selbst ausschliesslich zu bemitleiden und beklagen. Man soll sich «abstauben» und Bereitschaft zeigen, neue Wege zu gehen.

Solche sind ganz spannend!


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