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  • AutorenbildKremena Doynov

Stellensuche in Zeiten von Corona



Dezember 2019. Die Stimmung war ausgelassen. Die Erwartungen hoch und freudig. Schliesslich ging eine Dekade zu Ende, die – insbesondere zum Anfang – wirtschaftlich stark von einer Krise geprägt war. Doch die Welt erholte sich, Innovationen, Aufschwung, neue Ideen, Produkte, Dienstleistungen… Wir waren uns sicher und hofften auch – uns stehen 10 spannende, interessante und chancenvolle 10 Jahre bevor.



Und dann kam Corona…

…«kam, sah und …», legte die Welt lahm. Die Nachrichten überschlugen sich, die Unsicherheiten auch. Dennoch waren wir die ersten paar Wochen noch zuversichtlich. Ach, so schlimm kann ein kleines Virus gar nicht sein, und wenn schon, wird er uns nur «das Gute» lernen – inne zu halten, das Tempo zu verlangsamen, die Natur zu geniessen… dachten wir. 6 Monate später wissen wir es - wenn auch mit unterschiedlichen Wahrnehmungen und Interpretationen – «ein kleines Virus» hat uns in einen Schlamassel hineingebracht, aus dem wir uns länger nicht erholen werden.


Ja, mittlerweile «ächzen» praktisch alle, jeder auf seine Art und Weise. In gerade so einer Zeit auch noch eine Stelle zu suchen ist definitiv keine einfache Sache. Doch gerade jetzt und gerade in diesen von vielen Unbekannten geprägten Zeit ist es umso wichtiger



«dran zu bleiben». Aber wie?

Dein Netzwerk ist wichtiger denn je

Suche aktiv das Gespräch mit Menschen, die Du kennst und die Dich kennen. Werte nicht nach dem Motto «der/die bringt mir nichts», denn das kannst Du definitiv nicht wissen. Netzwerk ist wie ein Spinnennetz, und «der/die» kennt vielleicht jemanden, der jemanden kennt… und so funktioniert es oft.

Du hast sicher auch schon über das «Kleine-Welt-Phänomen» gehört, oder? Und wenn sich die Gelernten darüber streiten ob «6 Kontakte tatsächlich reichen, um mit dem Papst in Kontakt zu treten», soll Dich das nicht weiter kümmern, ausser Du suchst eine Stelle beim Vatikan. Netzwerke aktiv trotzdem. Zeige Dich passend und aufschlussreich auf Plattformen, die dafür geeignet sind. Lass Dich auch «finden». Nehme aktiv Kontakt mit möglichen Arbeitgebern auf, versuche wertschätzende und gute Gespräche zu führen. Vielleicht ist gerade im Moment (noch) keine Stelle frei, aber – glaub mir – wenn es Dir gelingt schon im Vorfeld das Interesse an Deiner Person zu wecken, steigen die Chancen einer späteren Anstellung deutlich.


Sei beweglich – geistig, aber auch physisch

Die Zahlen der arbeitsuchenden Menschen steigen stark an. Sich dabei an «bis zu max. 15 Minuten Tür zu Tür Arbeitsweg» stur zu halten, ist … na ja… lieber sage ich es nicht. Diese «schweizerische Auffassung» zur Länge des Arbeitsweges hat sich zwar in den letzten Jahren deutlich verändert, dennoch halten noch viele dran fest. Ich kenne Menschen, die sogar das Land für einen Job gewechselt haben, treffe aber auch immer wieder auf solche, die sich nicht über die Kantonsgrenze trauen.

Nein, verstehe mich richtig, die Koffer musst Du nicht packen, aber, wenn Du hier liest und denkst «ach, Blödsinn, ich fahre doch nicht eine Stunde oder länger jeden Tag zu meiner Arbeit», ist das Deine freie Entscheidung, die Dich enorm einschränkt. Sie ist aber «in Ordnung» solange man sich den Konsequenzen seiner Einstellung bewusst ist.

Vergessen sollte auch nicht werden, was Corona bezüglich Büroanwesenheit verändert hat – «Home-Office» und «remote arbeiten» wird in vielen Jobs zum «normal».Also überlege Dir vielleicht doch noch, ob Du nicht Deinen Suchhorizont erweiterst.

Gute Erfahrungen habe ich in den letzten Monaten auch mit Klienten gemacht, die bei der Jobsuche Abstand von «fest und sicher» genommen haben. Die Bereitschaft für andere Anstellungsformen (Freelance, Projektbezogen, try and hire, befristet) und die aktive Kommunikation dieser Bereitschaft an mögliche Arbeitgeber kann sich auf Deine Jobsuche sehr positiv auswirken.

Gut Ding will Weile haben

Wenn ich das Bewerbungsprozess meine Klienten aufzeige, dann spreche ich oft über die «drei Säulen» auf denen erfolgreiche Bewerbungen stehen - Auftreten, Fleiss und Glück.

Eigentlich bin ich keine Befürworterin eines «fanatischen» Fleisses. Ich bin überzeugt, dass wenn man weiss was und wie es zu tun ist, und sich auch daran hält, so fällt auch der Druck «unzählige Bewerbungen zu streuen» plötzlich weg. Doch in dieser ungewöhnlichen Zeit muss ich auch zugeben – eine Erhöhung des Fleisses ist angesagt. Was bis «vor Corona» mit vielleicht ein paar Stunden im Monat bestens bewirkt werden konnte, ist heute schon fast nicht mehr möglich. Man muss mehr mitdenken, mehr recherchieren, mehr telefonieren, sich mehr engagieren.

Und – ganz wichtig – mehr Geduld haben!

Firmen stehen auf der «Bremse», denn sie wissen selber nicht «mehr». Ausgangs- und Grundlagen ändern sich fast wöchentlich. Zu warten und nicht zu wissen klappt es oder klappt es nicht, ist gewiss sehr unangenehm, aber es ist fast zu einem «Normalzustand» geworden. Überleg doch, wie einfach ist es Dir in den letzten Monaten gefallen etwas zu planen, eine wichtige Entscheidung zu treffen und diese auch planmässig durchzuziehen? Wahrscheinlich nicht sehr oft. Mir zumindest ging es so und vielen Menschen in meinem Umfeld auch. «Zweifel und Bedenken» plagen uns alle, auch Unternehmen. Das macht Entscheidungen noch schleppender. Keine angenehme Situation, keine Frage! Übe Dich in Geduld und mach Dich immer wieder auf eine sympathische Art und Weise bemerkbar.


Blicke in die «Glaskugel»

Wie einfach wäre unser Leben in unsicheren Zeiten, wenn wir – zumindest bei wichtigen Themen – die Antworten in einer «Glaskugel» finden könnten. Geht aber nicht. Doch auch in unsicheren Zeiten gibt es «Indizien». Gibt es Berufe, die «zum Aussterben geweiht» sind? Sich zu überlegen – was wird es in 10 bis 15 Jahren «nicht mehr» geben, oder zumindest nicht mehr in dieser Form, ist so was von wichtig geworden.

Was soll jedoch jemand mit einer längeren Berufserfahrung in einer – hart von der Krise getroffene – Branche tun? Kann diese Person einfach sagen «in meinem Beruf gibt es halt weniger/keiner Stellen, und ich kann nichts dafür»? Nun ja, man «kann», tun auch einige.

Hilfreicher wäre es jedoch in «Wertschöpfungskette» zu denken – horizontal und vertikal. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch persönlich (eigene Stärken). Huh, das in Kürze zu erklären ist komplex. Dennoch, nicht nur zu denken «was war», sondern auch zu überlegen «was wird» kann helfen berufliche Einsatzmöglichkeiten neu zu definieren und einzuschliessen.


Selbständigkeit

Macht es Sinn in Zeiten, wenn die Wirtschaft stockt, sich selbständig zu machen? Das wäre definitiv eine Frage für die Glaskugel! Eine klare, deutliche und allgültige Antwort darauf gibt es nicht. Fragt man das Internet, dann «ja, sofort sollst Du das was in Dir steckt in einer Selbständigkeit umsetzen»! Ich stehe jedoch etwas distanzierter zum Thema. Viele Menschen stellen sich eine Selbständigkeit sehr fantasievoll vor. Und auch «einfach».

Eine Überlegung ist eine Selbständigkeit dennoch wert, jedoch – nach meiner persönlichen Meinung – unter Berücksichtigung eines entscheidenden Faktors.

Natürlich muss man eine gute Idee und bestimmtes Wissen und Können im Bereich der angestrebte Selbständigkeit haben. Reicht das? Hm… vielleicht.

Hilft ein Businessplan? Bestimmt, doch auch das ist keine Erfolgsgarantie.

Und so kommen wir zu dem «Faktor», der – wie gesagt «nach meiner persönlichen Meinung» – oft über Erfolg und Misserfolg einer Selbständigkeit entscheidet. Dieser heisst «Garantie», oder anders ausgedrückt – das Bedürfnis nach Sicherheit.

Ich würde Menschen, die stark auf Garantien und Sicherheit ausgerichtet sind, nicht zur Selbständigkeit raten. Zumindest dann nicht, wenn sie dieses Bedürfnis eine Zeit lang, und zwar selten eine kurze Zeit, nicht «aus eigener Kraft» (genügend Kapital/Ersparrnisse) gewährleisten können. Aber eben, «dafür und dagegen» gibt es zu diesem Thema wie «Sand am Meer», das war «mein Körnchen dazu».


Verdeckter Stellenmarkt

Mein «Liebling»! Auf keiner Jobplattform ist es so spannend, wie dort.

Mit meinen Kunden schenken wir diesem Markt eine besondere Aufmerksamkeit. Und – JA – dieser existiert auch jetzt, davon bin ich 100% überzeugt. Vielleicht sogar viel mehr als «in normalen Zeiten».

Warum, wie komme ich darauf?

Viele Unternehmen sind mit Anstellungsstopps belegt. Das heisst nicht – sie brauchen niemanden mehr, das hiesst sie stellen zur Zeit niemanden mehr ein. Die Stellen aber «sind da» und werden - hoffentlich bald (?!) - freigegeben. Und viele, sehr viele werden dann auch «verdeckt» besetzt. Sich dafür «blind» zu bewerben, davon rate ich entschieden ab. Das Vorgehen im verdeckten Stellenmarkt muss gezielt und überlegt sein, eine Strategie folgen. Am besten sucht man nach «Perlen», denn solche Unternehmen haben in der Tat oft Schwierigkeiten gute Kandidaten zu finden, weil sich die meisten bei den «Grossen und Bekannten» tummeln. Auch die «Gewinner der Krise» nicht vergessen, denn solche gibt es auch.


Hol Dir Hilfe

Auch in Zeiten der Normalität sind «08:15»-Bewerbungen diejenigen die sofort wegfallen. Auch in Zeiten der Normalität ist «kopfloses» bewerben erfolglos. Wie es heute ist, kann man sich ausdenken. Deine Bewerbung MUSS in einem perfekten, professionellen Zustand sein. Aufgeräumt, persönlich, aussagekräftig. Du MUSST wissen, wie Du vorgehen sollst um positiven Eindruck zu hinterlassen. Auch hier gilt – Du kannst es selber versuchen, Du kannst Dir auch professionelle Unterstützung holen – die Entscheidung liegt bei Dir!

Wenn Du Dir aber einredest, dass Du «weisst, wie bewerben geht» und dabei Deine vernichtende «try and fail»-Bewerberbilanz ignorierst, dann – bitte, bitte – mach nicht ausschliesslich Faktoren dafür «verantwortlich», die ausserhalb Deiner «Macht» sind (Alter, Wirtschaftslage, Stelleninserate usw.).

Nein, auch ein Profi kann Dich nicht «jünger» machen, oder «erfahrener», oder «gebildeter»… aber ein Profi kann Dein Vorgehen optimieren, Dir Wege und Möglichkeiten aufzeigen, die «aus Dir» bzw. aus Deiner Bewerbung das Beste in den Vordergrund stellen und somit auch Deine Chancen auf Erfolg vervielfachen.


Bleibe am Ball

Seit 6 Monaten ist alles wie in «Zeitlupe». Warten, warten und nochmals warten. Ich selber würde so gerne wissen «wie lange noch», doch sagen kann es keiner. Wir stecken in einer «Warteschleife» und das Tempo ist schier in allen Belangen gedrosselt. Vielleicht ist das jedoch Deine Zeit etwas «für Dich» zu tun? Internet ist bald das Einzige, was immer noch mit rasanter Geschwindigkeit funktioniert. Nutze es! Onlinekurse? Fernstudium? Wissen! Nutze die Zeit um Dir Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen, die Dich (später) weiterbringen (werden).


Befreie Dich

Von Menschen, die Dir nicht guttun. Von Themen, die Dir nicht guttun. Wenn Du gerade auf Stellensuche bist, oder mit Problemen zu kämpfen hast, hast Du selber genug Schwierigkeiten und Sorgen, um nicht auch noch diejenigen «der anderen» auf Dich zu nehmen. Versuche mit allen Mitteln «den Verstand nicht zu verlieren» und Deinen Gedanken eine Perspektive zu geben.

Dabei kommt mir die Geschichte einer guten Kollegin von mir in den Sinn. Sie ist Geigerin in einem staatlichen Orchester, demzufolge stark von allen Corona-Massnahmen betroffen. Die Kurzarbeits-Entschädigung hielt sie zwar gerade so über Wasser, ihr grösstes und unlösbares Problem waren aber die fehlenden Auftritte, das wofür schliesslich jeder Künstler lebt. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, sie war kurz «vor dem Durchdrehen»… und dann wurde es plötzlich still um sie. Nach ein paar Wochen schrieb sie mir eine Nachricht – voller Freude und Hoffnung. Sie hat sich in dieser Zeit verliebt! Die ganze Geschichte ist nebensächlich, aber was sich bei mir eingebrannt hat waren ihre abschliessenden Zeilen: mit allem was dieses Corona uns eingebrocket hat, eins ist klar – ohne Corona hätte ich diesen Man nie getroffen.

Wie schön ist das denn – im Unglück sein Glück zu finden?


Und zum Schluss noch dies: Gib einfach nicht auf!

Das ist wirklich wichtig! Ich will nichts schönreden und ich weiss die Parole «Gib nicht auf» tönt ein wenig «abgedroschen». Darum lasse ich das auch eine Frau aus dem Netz sagen, denn ihr glaubst Du vielleicht mehr:



Es ist eine unsichere, anstrengende und komplexe Zeit. Für die einen mehr, für andere «weniger».

Doch eins ist sicher: Es wird ein «danach» geben. Warte einfach nicht tatenlos darauf.

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