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5 Tipps für Ihr nächstes Motivationsschreiben

Autorenbild: Kremena DoynovKremena Doynov

Nach wie vor bin ich fest davon überzeugt, dass das Bewerbungsschreiben eine persönliche «Liebeserklärung» an das zukünftige Unternehmen sowie an die in Aussicht gestellte Aufgabe ist.

Wenn ich mit Klienten arbeite und wir beim Thema sind oder uns mit einem Stelleninserat beschäftigen, spüre ich oft die Einstellung «schliesslich muss ich NUR ein Job haben». Manchmal gar wird das unmissverständlich kommuniziert. Und wenn ich dazu sage: «So wird es schwierig von sich zu überzeugen» schaue ich oft in «verdutzte Augen».

Doch, ich verstehe es, dass man ein Einkommen haben muss um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Ich verstehe auch den «fremden» Druck 8 bis 12 Bewerbungen pro Monat zu versenden, auch dann, wenn es «keine» passenden Inserate gibt. Ich versuche mich auch in Menschen zu versetzen, die sagen «ich kann nicht so leidenschaftlich schreiben». Ich verstehe all das und gleichzeitig gebe ich zu verstehen, dass mit einem «08:15» Schreiben die Chancen zu einem Gespräch eingeladen zu werden gerade proportional sinken.

Und sind wir doch ehrlich zu uns selber. Es kann «Alibi»-Bewerbungen geben, welche die aufgelegte Anzahl erfüllen. Aber es MUSS auch Stellen und Arbeitgeber geben, für die wir uns GERNE UND MOTIVIERT bewerben. Auch wenn dies «nur bei ein bis zwei Stellen pro Monat» der Fall ist. Wäre das nicht so, dann ist etwas grundsätzlich falsch! Und zwar nicht bei den Stelleninseraten...

Der nachfolgende Bericht von Dr. Bernd Slaghuis gibt 5 Tipps, wie Sie an die Sache mit dem Motivationsschreiben herangehen sollen.

 

1. Echte Motivation statt sanfter Einstieg mit Null-Informationen

«Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit bewerbe ich mich auf die am … im … ausgeschriebene Stelle als … (Kennziffer …), da die Position mein großes Interesse geweckt hat.»

Null-Info! Werfen Sie einen Blick in Ihre Betreff-Zeile. Ich sehe keine Bewerbung, in der der exakte Stellentitel nicht schon im Betreff steht. Glauben Sie, dass sich ein Personaler dafür interessiert, wo Sie über diese Stelle gestolpert sind, geschweige denn, wann Sie sie gelesen haben?

Kann ich denn gleich mit der Tür ins Haus fallen?, fragen mich Bewerber. Ich finde: Ja. Denn Sie haben nur diese eine Seite und gerade der erste Satz ist Ihre beste Chance, Neugierde beim Leser zu erzeugen und ein klares Statement als Bewerber zu setzen.

So geht’s: Verraten Sie, was Sie wirklich an der Position/dem Unternehmen reizt

Was hat Sie bei dieser Stellenausschreibung besonders angesprochen? Was ging Ihnen wirklich durch den Kopf, als Sie mit dem Gedanken gespielt haben, eine Bewerbung auf diese Stelle zu verschicken? Schreiben Sie’s! Ohne Umschweife, geradeaus raus. Vielleicht war es die Aufmachung oder Sprache der Anzeige, die persönliche Identifikation mit einem Produkt, die Bilder auf der Homepage, die Gesichter im Team, die unbändige Lust, Teil einer bekannten Marke zu werden. Es gibt kein richtig oder falsch, es geht um Ihre echte Motivation. Persönlich, emotional und ehrlich. Haben Sie ein Problem damit, sich über Ihre echte Motivation klar zu werden, sollten Sie die Bewerbung auf diese Stelle grundsätzlich überdenken.


2. Ich-Botschaften statt Honig um den Bart schmieren

«Ich wollte immer schon bei einem

so erfolgreichen und international agierenden Marktführer arbeiten.

Sie gehören zu den Größten der Branche, das reizt mich besonders.

Ihre Innovationsstärke prägt den Markt

und dazu möchte auch ich in Zukunft beitragen.»

Stellen Sie sich vor, Sie sind der Personaler im Unternehmen. Sie werden wahrscheinlich wissen, wie toll Ihr Arbeitgeber ist – oder auch nicht ;-) McKinsey ist sich darüber bewusst, dass die Marke für die Karriere im Lebenslauf attraktiv ist. Der HR-Mitarbeiter bei Volkswagen weiß, dass sie internationale Standorte haben und Mitarbeitern damit gute Entwicklungsmöglichkeiten im Ausland bieten können.

Was viele Bewerber hier versuchen ist, die positive Stellung eines Arbeitgebers im Wettbewerb mit der eigenen Motivation zu verknüpfen. Doch heraus kommt häufig auch hier nur eine Null-Information, oder noch schlimmer: Überheblichkeit.

So geht’s: Schreiben Sie über sich und Ihre persönlichsten Werte und Ziele

Verzichten Sie in Ihrer Bewerbung auf Selbstverständliches und auf alles, was der Leser über sein Unternehmen bereits weiß. Bilden Sie keine Ableitungen zu Ihrer Motivation, die auf der Hand liegen. Es ist klar, dass Sie als Angestellter zum Erfolg des Unternehmens beitragen werden.

Was ist Ihnen wirklich wichtig? Was benötigen Sie bei Ihrem neuen Arbeitgeber, vom Chef oder den Kollegen, um in Zukunft gute Leistungen zu erbringen, motiviert zu sein und gesund zu bleiben? Warum ist es Ihnen tatsächlich wichtig, den Arbeitgeber zu wechseln oder Neues zu lernen?

Neue Herausforderungen sucht jeder Bewerber. Sie möchten sich weiterentwickeln? Ach was! Also, was reizt Sie wirklich an der Herausforderung und was genau macht sie aus? In welchen Gebieten möchten Sie sich weiterentwickeln, warum und wohin? Was fehlt Ihnen heute noch und was möchten Sie gerne lernen?

Schreiben Sie von und über sich statt darüber, wie toll Sie das Unternehmen finden.


3. Relevante Top-Kompetenzen statt Lebenslauf in Textform

«Nach meinem Abitur am … Gymnasium habe ich …

an der Universität … studiert, danach war ich als … bei … angestellt.

Dort zählten zu meinen Aufgaben … sowie ….

Zuvor war ich als … bei … beschäftigt. … rundet mein Profil ab.»

Die meisten Anschreiben, die ich lese, bestehen zu 75 Prozent aus Text über die Vergangenheit eines Bewerbers. Glauben Sie, Personaler sind so dämlich, dass der ausführliche Lebenslauf mit Positionen, Tätigkeiten und Erfolgen nicht ausreicht, um sich ein Bild über Ihren bisherigen Werdegang sowie Ihre Ausbildungen zu machen? Warum das alles doppelt schreiben?

So geht’s: Kurzinfo zur letzten Position + wenige Top-Kompetenzen

Schaffen Sie Klarheit, wo und in welcher Position Sie aktuell oder zuletzt beschäftigt sind bzw. waren. Ohne Geheimniskrämerei, wie etwa „bei einem großen Automobilkonzern“, wenn die Firma eh im Lebenslauf steht. Ohne Erklärung oder Rechtfertigung, warum Sie gegangen sind/wurden, was Sie dort erlebt und warum die Kollegen Sie gemobbt oder der Chef Sie in den Wahnsinn getrieben haben.

Überlegen Sie sich, welche Kompetenzen sowie welche Teile Ihrer Berufserfahrung für die Zielposition wahrscheinlich nützlich sind. Gehen Sie alle Stationen Ihres Lebenslaufs durch, denken Sie also nicht nur an die letzte Position. Was bringen Sie für die Position konkret mit? Zählen Sie drei bis fünf Top-Kompetenzen auf und verknüpfen Sie diese im Idealfall mit Erfolgen, erreichten Zielen oder persönlichen Erlebnissen. Ein Absatz, der Ihre Kompetenz und Erfahrung klar und ohne Umschweife auf den Punkt bringt.


4. Individuelle Persönlichkeit statt Worthülsen-Bla-Bla

«Ich zeichne mich aus durch hohe Kommunikationsstärke,

Teamfähigkeit und Durchsetzungskraft.

Ich bin überzeugt, die Anforderungen an die Stelle voll zu erfüllen."»

Bla bla! Die meisten Bewerber werfen – ebenso wie viele Arbeitgeber in Stellenausschreibungen – mit leeren Worthülsen um sich herum. Was erfährt der Leser Ihrer Bewerbung, wenn Sie kommunikationsstark sind? Können Sie gut präsentieren, tolle Texte schreiben, ansprechende Präsentationen gestalten oder halten, mitreißende Reden schwingen oder verständliche Konzepte schreiben? Was bedeutet teamfähig? Dass Sie mit anderen Menschen zusammen arbeiten können, dürfte keine Erwähnung wert sein. Sind Sie jemand, der im Team voran geht und die Richtung weist, das Team zusammenhält, Konflikte im Team klärt oder neue Impulse und Ideen in ein Team einbringt?

So geht’s: Schreiben Sie über Ihr beobachtbares Verhalten im Job-Alltag

Woran kann Ihr neuer Chef und woran werden die Kollegen bemerken, dass Sie teamfähig oder kommunikationsstark sind? Wie genau zeigt sich das im Alltag und der Zusammenarbeit? Was zeichnet Sie als Menschen wirklich aus? Wie ticken Sie so? Sie sind die Rampensau oder lieber der Zweite-Reihe-Stratege? Sind Sie kreativ, konzeptionell stark, analytisch denkend, oder was? Fragen Sie Freunde oder Verwandte, was sie an Ihnen besonders schätzen und worin sie Ihre Stärken sehen.

Schreiben Sie’s! Lassen Sie die Hose runter und geben Sie dem Leser Ihrer Bewerbung ein erstes Gefühl dafür, was für ein Typ Sie sind. Nur so kann er oder sie beurteilen, ob Sie zum künftigen Chef, ins Team oder zur Unternehmenskultur passen werden. Und zwar, bevor Sie von München nach Hamburg gereist sind, um genau das erst im Gespräch zu überprüfen.


5. Klarheit auf den Punkt statt Verschleierungs-Taktik

Viele Bewerber frage ich im Coaching: Was möchten Sie eigentlich mit diesem Satz zum Ausdruck bringen? Fast alle haben eine Antwort darauf. Doch für mich als Leser würde es entweder hellseherische Fähigkeiten oder eine intensive Analyse des Geschriebenen erfordern.

Durch aufgesetzt komplizierte Bewerbungssprache, gepaart mit Angst vor zu viel Klarheit und Fehlern, rutscht die eigentliche Botschaft an den Leser zwischen die Zeilen. Das ist fatal, wenn sich Recruiter und Chefs nur wenige Minuten für eine Bewerbung Zeit nehmen, um über Einladung oder Absage zu entscheiden.

So geht’s: Schaffen Sie eigene Klarheit und bringen es dann auf den Punkt

Schreiben Sie sich die wichtigsten Botschaften, die Sie in Ihrer Bewerbung auf eine bestimmte Stelle vermitteln möchten, stichpunktartig auf:

Ihre echte Motivation für die Stelle / das Unternehmen

Ihre aktuelle / letzte Position

Ihre Top-Kompetenzen für die Zielposition

Ihre wichtigsten Werte und Ziele für die nahe Zukunft

Ihre Persönlichkeit und besonderen Talente für diese Position

Ihre Gehaltsvorstellung und der Eintrittstermin

Formulieren Sie daraus einen Text. Mit kurzen, leicht verständlichen Sätzen. Ohne unnötige Füllwörter, Verallgemeinerungen oder leere Worthülsen. Sagen Sie es geradeaus, auf den Punkt. Personaler halten das aus.



 

Wenn Sie sagen «Oh, ja, das weiss ich, aber ich kann es nicht umsetzen», dann gibt es nur eins: lassen Sie sich helfen!

Oder aber… Sie drehen weiterhin im Hamsterrad und machen «andere» für Ihre Misserfolge verantwortlich....

Zumindest zwischen diesen beiden Vorgehen treffen Sie immer und selber die Entscheidung!


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