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  • AutorenbildKremena Doynov

Der Lauf über Ihren Lebenslauf


Wenn Sie inmitten einer Stellensuche sind oder sich langsam überlegen, den nächsten Schritt auf Ihrem beruflichen Weg zu machen, so kommen Sie auch - eher früher als später - zum Thema Lebenslauf-Gestaltung. Unterschiedliche Menschen gehen unterschiedlich damit um.

Lassen Sie mich die Schlimmsten darunter beschreiben.

Gruppe Eins: Man nehme seinen alten, vielleicht schon in die Jahre gekommenen Lebenslauf und aktualisiert ihn mit der letzten Position. Vielleicht fügt man noch halbherzig allfällige Aus- und Weiterbildungen dazu. Das Foto wird angeschaut und nur ersetzt, falls man darauf «pubertierend» rüberkommt. Dann wird «das Resultat» kurz begutachtet, als «Tipp Top, es reicht» erklärt und weg damit.

Tja…

Gruppe Zwei: Man gibt in Google «Lebenslauf Vorlage» an… und wenn man nicht schon gestorben ist, sucht man heute noch und kann sich zwischen den x-tausenden von Varianten nicht entscheiden. Leicht «mumifiziert» bastelt man vielleicht an einer «aufregenden Kombination» aus mehreren Beispielen herum, auch wenn die Darstellung langsam einer "kreativen Orgie" sehr nahe kommt.

… es gibt auch nicht wenige Vertreter einer dritten, schwer zu definierenden Gruppe. Deren Lebensläufe sind eine echte Folter für jedes Auge (nur leider nicht für das eigene Paar). Der Horror fängt schon beim eingescannten, gedruckten und aufgeklebten Bild an. Womöglich stammt dieses gar aus einem Ferienfoto, wo man nur den Kopf ausgeschnitten hat. Einige davon knippsen sogar ein Bewerbungs-Selfi - ist ja heute «in». Das Selfi machen meine ich. Oder es wird das gleiche Foto verwendet wie beim eigenen Facebook-Profil, womit wahrscheinlich der persönliche «Wiedererkennungswert» manifestiert wird. Danach folgen ca. 77 verschiedene Schriftarten, manche davon in einer für sehschwache Menschen geeigneten Grösse... Bei dieser Neigung würde ich auf einen total misslungenen Versuch tippen, die persönliche Berufs- und Lebenserfahrung zu «verlängern». Oder man entscheidet sich für das andere, extreme Gegenteil – «Wo ist die Leselupe??!?». Grausamkeit ohne Ende!

Zwischen all diesen "Gruppen" gibt es verschiedene Variationen und Kombinationen. Doch wenig wirklich gelungene! Denn wer zahlt schon lieber für eine Verpackung, als für den Inhalt?!

Von «todlangweiligen» bis «verrückte» Lebensläufe trifft man heute so alles im Umlauf. Die «neue Welle» - «schon mit der Lebenslauf-Darstellung positiv aufzufallen» - hat sich schier mythisiert. Der Wunsch «aus der Masse heraus zu stechen» setzt oft ungeahnte «Kreativausbrüche» frei. Doch das eigentliche Problem macht sich schnell bemerkbar. Zeigen Sie Ihren neu gestalteten Lebenslauf nur 10 Personen, Sie werden schnell +/- 5 Meinungen hören. Es ist klar warum - jeder versteht etwas anders unter «kreativer» Darstellung. Und weil das so ist, folgt auch gleich das nächste und noch grössere Problem - dieser Lebenslauf ist für irgendwelche fremden HR-Augen bestimmt. Da weiss nur der liebe Gott was für Kriterien und Verständnis diese Augen über «positiv auffallende Darstellung» haben. Für eine «ins schwarze treffende» Übereinstimmung zwischen der eigenen und der fremden Kreativitätsneigung hat man null Anhaltspunkte. Wir alle wissen es – über die Geschmäcker lässt es sich bekanntlich «streiten».

Also anstatt sich in Grafikdesign zu üben oder aber ins andere Extrem zu verfallen - sich in gar nichts zu üben und einen «08:15» Lebenslauf anzufertigen - warum nicht einen anderen Ansatz verfolgen?

Warum nicht so vorgehen, als wolle man «etwas» - also SICH – gut verkaufen? Und zwar, unter der fundamentalen Voraussetzung, dass man gar keine Ahnung hat und schon gar keine Möglichkeit hat, herauszufinden was «dem Käufer», also den Entscheidungsperson(en), gefällt, was die HR Person an Vorlieben, Geschmack und Verständnis zum Thema «schön, kreativ, positiv auffallend etc.» hat.

Versucht man so an die Aufgabe heran zu gehen, wird man von seinem persönlichen Gefühl und Geschmack was «schön und kreativ aussieht» wahrscheinlich absehen. Man wird sich eher Gedanken machen «Was ist mein persönlicher Nutzen für den Käufer (=die Firma)?» und «Wie stelle ich diesen ÜBERSICHTLICH und KLAR dar?», so dass «der Käufer» keine «Schnick-Schnack»-Schwierigkeiten hat, den Nutzen schnell herauszufinden.

Um so vorzugehen muss man sich primär und gründlich mit zwei Sachen beschäftigen:

  • das Inserat (vor allem mit den an den Kandidaten gestellten Anforderungen)

  • das Unternehmen (Produkte, Dienstleistungen, Kultur, Image, Kernkompetenzen, Auftritt etc.)

Hat man bei diesen zwei Punkten verstanden worum es geht, dann sucht man nach «Matchpoints» zwischen sich, den eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten und «dem gesuchten und in die Firma passenden Profil». Erst dann wird das Resultat – und ich wiederhole – klar und übersichtlich in Form eines aussagekräftigen Lebenslaufs «zur Schau» gestellt.

Ja gut, da sind wir aber wieder «am Anfang»… wie macht man das richtig?

Sie! Keine Ahnung!? So aus der Distanz, «über den Bildschirm», ohne genau zu wissen wer Sie sind, wofür und wo Sie sich bewerben, was Sie an "Inhalt" bieten... zu sagen «verpacken Sie es so!», wäre falsch. Ich müsste hellsehen können. Kann ich nicht, leider. Und sowieso, es geht nicht in erster Linie um «richtig oder falsch», sondern um passend oder unpassend.

Deshalb drei wichtige Informationen, die Ihnen allenfalls bei der Entscheidung «wo setze ich die Grenzen meines Kreativitätswahns?» helfen:

  1. Zuerst wird immer der Lebenslauf angeschaut – überzeugt dieser nicht sofort mit INFORMATIONEN, sondern lenkt er nur «mit Designelementen» ab, haben Sie verloren

  2. Beim ersten Durchlauf wird der Lebenslauf nicht im Detail studiert, sondern im wahrsten Sinne des Wortes «überflogen». Sieht man nicht «auf den ersten Blick» DAS wonach man SUCHT, haben Sie verloren

  3. «Der Lauf über Ihren Lebenslauf» dauert im allerbesten Fall im ersten Durchlauf nicht länger als 60 Sekunden. Es gibt sogar Umfragen, die von 6 (SECHS!) Sekunden sprechen. Wenn sich in diesen Augenblicken der Betrachter zuerst an «Ihr Gesicht» oder sonst eine Sonderart gewöhnen muss, haben Sie verloren.

Jedoch bitte, verstehen Sie mich nicht völlig falsch! Ich selber bin ein sehr kreativer Mensch und würde einer langweiligen Sache nicht auch die geringste Aufmerksamkeit schenken. Ich würde auch nicht wollen, mich «langweilig zu verkaufen», weil das schlicht und einfach nicht zu mir passen würde. Doch auch bei einer noch so kreativen Lebenslauf-Darstellung meines Lebenslaufs werde ich versuchen an die Punkte 1 bis 3 zu denken.

Und noch etwas ist bei der Gestaltung unbedingt zu berücksichtigen. Für eine Studie des Jobportal TheLadders haben Wissenschaftler mit der «Eye-Tracking» Methode untersucht, wo die geübten HR Augen während den ersten Sekunden wandern, die darüber entscheiden, ob man Ihnen mehr Aufmerksam schenken wird oder ob Sie - samt Ihrem «Kunstwerk» - auf dem Stapel «Absagen» landen.

Auf dem Bild sind diese Stellen mit Rot gekennzeichnet. Denken Sie an und konzentrieren Sie sich eher auf diese Punkte bei der Gestaltung anstatt hauptsächlich auf die graphischen Raffinessen, Farben und Fonts zu achten. Ungefähr GENAU dort sollte DAS WICHTIGSTE über Sie stehen.

Immer noch «keine Ahnung» wie Sie «positiv auffallen und aus der Masse herausstechen» sollen? Also dann - ein Anruf reicht!

Lassen Sie uns «Ihren Inhalt in der schönsten und vor allem passendsten Verpackung» präsentieren, sodass der «Käufer» nicht widerstehen kann.


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