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AutorenbildKremena Doynov

Innerer Kritiker


Du fasst etwas ins Auge, eine Idee, ein Projekt, ein Ziel. Kaum weisst Du was ansteht und da ist sie schon wieder, Deine «innere Stimme». Dieser miese kleine Kritiker, der sich immer dann meldet, wenn Du endlich abheben willst.


«Kannst Du das?», «Pass auf, das ist eine Nummer zu gross für Dich!», «Echt jetzt?», «Was, wenn Du falsch liegst / scheiterst / Dich blamierst…», «Du glaubst doch nicht im Ernst, dass…», «Schaffst Du nie!» hackt es auf Dir rum bis Du selbst nicht mehr wirklich weisst, was Du wirklich willst.



Herzlich willkommen in der Welt der Selbstzweifel!

Eine Welt in der wir uns alle hin und wieder finden. Eine Welt, die die einen «rascher» bereisen und andere immer wieder darin feststecken.


Zuerst eine gute Nachricht. Alle, aber wirklich alle, auch die angeblich «immer zielorientierten, erfolgreichen Macher» tragen diesen «inneren Kritiker» in sich mit. Eine der ersten Botschaften, der Dir Dein «Kritiker» immer und immer wieder auftischt und meistens mit «Die anderen… (positiv), und Du… (negativ)» anfängt, kannst Du schon mal deswegen beruhigt wegstecken. Diese «anderen», die immer und alles «problemlos» erreichen gibt es nicht, egal was ihre schlauen Social Media Sprüche Dir weiss machen wollen.


«Aber warum können sie damit umgehen?», fragst Du Dich sicher, «Warum, egal was sie in Angriff nehmen, wird das nicht nur zu Ende geführt, sondern es wird auch erfolgreich?». Nun, die Erklärung dafür ist so simpel, dass sie fast schwer zu ertragen ist. Diese lautet nämlich: Es scheint nur so.


Erstens, trotz der vielen Aufrufe nach Echtheit und Authentizität, berichten nach wie vor die Menschen viel lieber und meistens ausschliesslich über ihre Erfolge. Ergo – Du bekommst «nur das» gezeigt. Was alles dahintersteckt, wie viel Probleme, Ärger, Umwege etc. damit verbunden sind, bleiben für die Aussenwelt im Verborgenen.


Zweitens, und enorm wichtig: alle üben «Selbstkritik/-zweifel» an sich aus, jedoch hören die Macher einfach nicht genau hin. Nicht so genau, wie Du es allenfalls machst.



Wer ist dieser «innere Kritiker»? Woher kommt er, was will er?

Nun ja, wenn er materialisiert werden könnte, wird er wahrscheinlich visuell einem miesen, kleinen Schlechtmacher wirklich ähneln. Einer, der Dich so mustert, dass Dir schon bei der Vorstellung daran unangenehm wird. Erste Hilfe: Versuche zumindest diese Vorstellung zu revidieren. Stelle Dir Deinen «inneren Kritiker» als ein kleines trotzendes Kind vor. Probiere es wirklich, denn mit einem kleinen Kind geht man verständnis- und liebevoll um, führt keine «Streitgespräche» und lässt sich kaum davon zu stark verunsichern.

Aber nicht nur deswegen! Die Psychologie ist sich zum Thema einig: Innere Kritik, die wir oft unbegründet an uns üben, wird auch «das innere Kind» genannt. Das hängt nicht unbedingt mit Erfahrungen aus der Kindheit zusammen, wenn auch nicht ausgeschlossen, denn viele tragen einen «Abdruck» ihrer Kindheit mit sich herum. Vielmehr wird jedoch dieser «Kritiker» als «Kind» bezeichnet, weil seine Aktivität mit Angst vor Ablehnung, Liebes-/Anerkennungsentzug, Abwertung zusammenhängt. Kinder können schwer damit umgehen. Kinder brauchen Liebe und Bestätigung. Lassen wir dieses «Kind» in uns nicht erwachsen werden, akzeptieren wir als Erwachsene nicht, dass wir nicht «immer und von allen geliebt, gelobt und behütet werden sollen», dann kann uns diese «Kindeseinstellung» unser Erwachsenen-Dasein zur Hölle machen.



Doch wie kann jemand seinen «inneren (Kind)-Kritiker» zur Vernunft bringen?

Erste Regel: Bloss nicht ausschliessen, wegsperren oder in den «Schämiecken» schicken! Ganz ehrlich – das ist «ein Kind», es braucht etwas anderes, als «sei bloss still!». Was würdest Du instinktiv mit einem verängstigten, verzweifelten, ja vielleicht sogar panischen Kind machen? Ich denke, fast jeder Mensch wird sich so einem Kind zuwenden, ihm zuhören, es trösten, ihm Wege aus der Situation aufzeigen.

Gleichzeitig wird auch kaum ein Erwachsener zulassen, dass die Ängste dieses Kindes so an Übermass gewinnen, dass nichts mehr geht. Also, so in etwa soll man sich auch zu seinem «inneren Kind» verhalten.


«Inneren Kritiker» ernst nehmen

Was sagt er? Wann sagt er es? Wie sagt er es? Gibt es bestimmte erkennbare Muster? Wovon hat er Angst, bzw. «warnt» er? Dies aufzuschreiben hilft zu erkennen, was konkret Angst macht.


Ins «Erwachsene» wechseln

Sobald es klar ist wovor man von «seinem Kind» gewarnt wird, ins «Erwachsene» wechseln und einen liebevollen Dialog führen. Das heisst sich sehr bewusst zu fragen: OK, was denke ich als erwachsener Mensch dazu? Was würde ich in einem erwachsenen Dialog dazu sagen? Und machen?


Realität zulassen

Nun ja, hätte ich vielleicht schon früher sagen sollen, aber «das innere Kind» oder «Kritiker» ist nicht immer völlig im Unrecht, oder? Also es geht nicht primär darum mit einer «erwachsenen inneren Stimme» die innere (Kind-) Kritik zu übertönen. Nein, es geht darum, als Erwachsener hinzuschauen. Sich den Gründen für die eine oder andere (innere-) Kritik zu stellen und zu überlegen was genau damit zusammenhängt. Quasi «Warum?» sagt mir «das Kind», dass ich etwas nicht schaffe? Dass ich «nicht gut genug bin»? Hat es «einfach» Angst vor Ablehnung und Spott falls ich tatsächlich scheitere? Oder fällt es mir vielleicht tatsächlich an etwas konkretem, was ganz wichtig wäre um «das» zu schaffen? Ist die Warnung berechtigt? Was kann ich tun, um sie aus der Welt zu schaffen?


Akzeptieren und Frieden schliessen

Wie einführend gesagt, wir alle tragen unsere «inneren Kinder» in Form von «inneren Kritikern» mit uns herum. Ganz verschwinden werden diese nie und niemals. Aber wenn Du den Punkt 4 verstanden hast, wirst Du auch wissen, dass das in manchen Situationen in Ordnung ist, ja gar notwendig. Denn wenn sich jemand ausschliesslich «Du schaffst das!»-Mantras zuwendet, kann das gut, aber auch ganz böse enden. Doch solche «Miese»-Stimmen können ruhig «ruhiger» werden und uns nicht immer und bei allem bremsen.


Also, das nächste Mal innehalten, wenn Dir Deine innere Stimme einflüstert «Das schaffst Du nicht bzw. dafür bist Du nicht gut genug». Zuhören, annehmen, notieren.

  • Zu «schwarz-weiss»?

  • Zu «entweder-oder»?

  • Zu sehr «Schuld bzw. Schwächen zuweisend»?

Dann ist er vielleicht schon wieder «Dein Miesepeter».


Dein erwachsener Kritiker würde nicht so sehr in «gut und böse» urteilen wie in einem Märchen.

Dein erwachsener Kritiker würde nicht «können/nicht können» bewerten wie in einem Wettbewerb.

Dein erwachsenes ICH würde viel differenzierter damit umgehen und versuchen nach Lösungen zu suchen, als Dich einfach davon abzuhalten.

Dein erwachsenes ICH würde Dich nicht «allein» mit Deinen Zweifeln lassen, sondern Dir sagen, woran sie liegen und was Du allenfalls anders machen sollst. Höre darauf.



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