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  • AutorenbildKremena Doynov

Der Eisberg der HR Entscheidungen


Du kennst bestimmt die «Eisberg-Metapher». Diese besagt, dass unser menschliches Handeln zum grössten Teil unbewusst gesteuert wird. Rationalität ist nur ein «unwesentlicher» kleiner Teil unseres Seins, genauer ausgedrückt ungefähr 20%, und nur die Spitze des Eisbergs. Der Rest läuft im Verborgenen ab, in unserem Unterbewusstsein. Diese Theorie prägt viele Bereiche der Kommunikation und ist für manche – auf den ersten Blick – unverständliche Entscheidungen «verantwortlich».

Im Bewerbungsprozess wird auch kommuniziert und Entscheidungen werden getroffen. Somit spielt das Eisberg-Prinzip eine wesentliche Rolle, ob wir es wollen oder nicht.

Passieren damit «Fehler»? Leider ja. Je nach dem und inwiefern sich die beteiligten Personen dessen bewusst sind, werden sie versuchen dem «Gegensteuer» zu leisten. HR Personen, wenn auch geschult, sind jedoch auch nur Menschen, denen nichts fremd ist. Daher ist es wichtig, dass Du auch ein Verständnis darüber entwickelst und Deinen Teil leistest, um die Entscheidung positiv zu beeinflussen.

Hier ein paar aus der Psychologie bekannte Effekte, die bei einer Bewerbung eine Rolle spielen, und zwar auf der unbewussten Ebene.


Der Halo Effekt

Wenn einige Deiner Antworten den Rest «überschatten» ist das nicht gut. Wenn diese aber den Rest «überstrahlen» wird’s schon besser. Oder aber Du hast eine ganz bestimmte Verhaltensart, die vom Rest «ablenkt». Das kann zum Bsp. die Eigenschaft sein, dem Blick anderer ständig auszuweichen, zu leise zu sprechen, in sich zusammengesackte Körperhaltung zu haben etc. Bekanntlich werden neben fachlichen Kompetenzen auch persönliche Kompetenzen gesucht. Wenn Du die Einladung erhalten hast, dann heisst das – fachlich hast Du vorerst überzeugt. Beim Gespräch gewinnt Deine persönliche Wirkung enorm an Bedeutung! Also achte darauf was Du sagst und wie Du wirkst.


Was kannst Du tun?

Der Primacy-Effekt

Kurz erklärt heisst dieser: Was Du zu Beginn sehr gut machst, wird Dich möglicherweise das ganze Gespräch hindurch hilfreich unterstützen. Und mit «Beginn» ist wirklich der Beginn gemeint, der bekanntlich schon vor dem Gespräch stattfindet (Dein Bewerbungsdossier). Diese Effekt betrifft auch Dein Äusseres. Oder mit anderen Worten: Der Ersteindruck zählt nicht nur, sondern prägt bedeutend den weiteren Entscheidungsprozess. Fällst Du positiv auf, so sammelst Du grosszügige Bonuspunkte, die man Dir später, bei ev. (nicht zu grossen) «Fehltritten» wohlwollend vergibt. Umgekehrt passiert aber das Gegenteil.

Was kannst Du tun?

Bereite Dein Bewerbungsdossier aufmerksam vor. Versuche schon damit positiv aufzufallen. Schenke besondere Aufmerksamkeit Deine Selbspräsentation am Gesprächsanfang. Achte auch auf Dein Outfit.

Der Abfolge-Effekt

Wir alle «messen» jemanden oder etwas an was, das uns schon bekannt ist… So machen es auch die HRs. Wenn ein überragender KandidatIn schon ziemlich überzeugend war, dann haben es die restlichen nicht mehr so «einfach». Sie werden damit «verglichen».

Was kannst Du tun?

Möglichst den Termin nicht verschieben. Sich für «alle Fälle» bestens vorbereiten.

Der Hierarchie-Effekt

Wenn ein Kandidat mit einer herausragenden Leistung, einem bahnbrechenden Erfolg oder besondere Titel heraussticht, dann haben es die anderen automatisch schwieriger. Das ist (leider) in der Natur des Menschen, Hierarchien schränken oft die Wahrnehmung ein.

Was kannst Du tun?

Spreche über Deine Erfolge, erbringe Beweise und konkrete Beispiele (Storytelleing)

Der Kleber-Effekt

Du sprichst zwar über «Bereitschaft für Neues» und «suchst interessante Aufgaben», jedoch Dein Lebenslauf «erzählt» eine ganz andere Geschichte. Du warst mehrere Jahre beim gleichen Arbeitgeber. Was Du als «Loyalität» verstehst, kann als «Unbeweglichkeit» verstanden werden, insbesondere dann, wenn Du immer die gleiche Position hattest.

Was kannst Du tun?

Üben, wie Du diese Gegebenheit nachvollziehbar erklärst. Deinen Unterlagen besondere Acht schenken und geschickt darstellen, was sich geschickt darstellen lässt. Achten, dass im Arbeitszeugnis Deine Leistung gebührend dargestellt wird. Persönliche Erfolge einbringen.

Der «Similar To Me» Effekt

Wir alle haben Menschen gern, mit denen uns etwas verbindet. Ein ehemaliger (gemeinsamer) Arbeitgeber, gleiche Herkunft, Schule, gemeinsame Kontakte (LinkedIn/XING)…. oder Hobby!?

Was kannst Du tun?

Recherchiere im Vorfeld über die Menschen, die beim Gespräch dabei sind (das tun diese nämlich über Dich auch). Versuche Gemeinsamkeiten zu finden, die Du auch passend einbringst. Und ja – gib Deine Hobbies und Interessen im Lebenslauf an.

Der Nikolaus-Effekt

Wenn der Samichlaus die Kinder lobt, dann hebt er besonders ihr Verhalten in den letzten Wochen hervor. So auch im Gespräch – was Du am Ende des Gesprächs sagst und tust kann zum (späteren) Lob (Top) oder leider auch Tadel (Flop) führen.

Was kannst Du tun?

Nicht nur der Einstieg, sondern auch das Gesprächsende üben (Fragen / Verbindlichkeit über das weitere Vorgehen etc.) . Sich nach einem Gespräch per E-Mail bedanken und positive Erkenntnisse in den Vordergrund stellen. Egal was passiert – bleibe «ein guter Verlierer».

Der Benjamin-Effekt

Es ist wirklich fies, aber wenn Du «kritische Punkte» in Deinem Bewerbungsdossier hast (zum. Bsp. Ausbildungsabbruch, viele Wechsel, Lücken im Lebenslauf), doch man lädt Dich trotzdem zum Gespräch ein, kann es sein, dass Deine Gesprächspartner (unbewusst) eher nach Bestätigung Ihrer Zweifel suchen, als diese zu entkräften.

Was kannst Du tun?

Deine Bewerbungsunterlagen perfekt aufbereiten. Souverän auftreten. Und eine SUPER Frage am Schluss stellen: «Was hat Sie überzeugt, mich zum Gespräch einzuladen?».


 

Wir haben mit dem Eisberg angefangen, beenden wir es auch damit. Titanic kennen wir alle. Es war das Schiff «ohne Seinesgleichen seiner Zeit»… Trotzdem lief es zu Grunde wegen eines Eisberges.

Du kannst aber einiges dafür tun den Eisberg der HR Entscheidungen elegant zu umfahren, um erfolgreich im Hafen Deiner neuen Stelle anzulegen.


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