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  • AutorenbildKremena Doynov

Klappe & Action (Das Videointerview - die Aufklärung)


Anfangs Dezember erschien in 20 Minuten ein Artikel über die hierzulande immer noch scheue Tendenz Bewerbungsinterviews per Video durchzuführen. Das allererste Interview! Das ist sehr wichtig zu betonen, denn die aufgewühlten Leser-Kommentare im Anschluss des Berichts lassen vermuten: die meisten Leser haben genau das - es handelt sich nur um das erste Interview - nicht verstanden!

Und wie auch? Schon der Titel war kaum an Dramatik zu überbieten «Bewerber müssen jetzt dem Roboter antworten». Gefolgt von einem Einführungssatz, der mehr als nur verwirrend tönte: «Vorstellungsgespräche bei Schweizer Firmen werden teilweise per Maschine durchgeführt.»

Wow! Schlimm! Unheimlich! TÜFELSZÜG! Anathema!

Gemäss dem Bericht führen heute SALT und die UBS solche ERST-Interviews durch. In Tat und Wahrheit machen es schon auch andere Firmen, wobei das für die Schweiz immer noch ein Novum ist.

Ein Novum auf dem Vormarsch. Allerdings noch zurückhaltend. Noch!

Logisch liessen die verärgerten Leserkommentare nicht zu lange auf sich warten. Man könnte meinen «die Welt ginge unter», zumindest «bewerbungsmässig».

  • «ich bin entsetzt»

  • «bei so einer Firma will ich gar nicht arbeiten»

  • «gar nicht mehr bewerben»

  • «dann stehe ich gleich auf und gehe»…

um einige davon zu erwähnen.

Ich las und dachte mir «Mensch Leute, könnt ihr mal zur Abwechslung genauer lesen (nicht nur die Überschriften), überlegen, ca. 25-mal ein- und ausatmen, und erst dann in die Tastatur hauen?!»


Worum geht es eigentlich?

Im besagten Bericht ging es um SONRU, eine von mehreren Firmen, die eine ausgeklügelte IT Lösung zur Verfügung stellt, die es Firmen erlaubt, die Vorstellung eines Kandidaten «online», mittels einem vordefinierten Video entgegenzunehmen.

Seinem zukünftigen Arbeitgeber per Video zu begegnen ist gar nicht mehr so neu und schon gar nicht so aussergewöhnlich. Insbesondere wenn es sich um internationale Firmen mit diversen Standorten handelt oder Unternehmen in Ländern mit grossen Distanzen, greifen Arbeitgeber gerne zu dieser Art «einen Eindruck» von Kandidaten zu gewinnen. Dann kommen diverse Anbieter zum Zug und erleichtern nicht nur das Leben der HRs, sondern AUCH jenes der Bewerber.

Doch bevor ich im Vorgehen und Ablauf solchen - in der Schweiz - ERST-Interviews eintauche, will ich auf ein paar Tatsachen eingehen, die oft total ausser acht gelassen werden.


ONline oder OUTside?

Gehören Sie auch zu den Menschen, die sich in der heutigen online-Welt, ONLINE energisch «gegen Online» stellen?! Wenn «Ja», kommt das Ihnen nicht ein wenig seltsam vor? Einerseits profitieren Sie in unzähligen Lebensbereichen davon, inkl. bei der Stellensuche, andererseits aber finden Sie Online «unmöglich»!??

Ich, an Ihrer Stelle, würde auch immer daran denken: in der heutigen online Realität «stellen sich viele Menschen so oder so online vor», auch dann, wenn sie das gar nicht bezwecken wollen. Googeln Sie mal Ihren Namen, dann sehen Sie schon was ich damit meine...

Oh, sind Sie vom Typ Online-Nutzer, über die man gar nichts im www findet? Etwas worauf Sie sehr stolz sind könnte sich allerdings in bestimmten Berufsbereichen und Bewerbungssituationen für Sie negativ auswirken. Es ist heute keine Seltenheit mehr in einem Bewerbungsprozess jemandem den Vorrang zu geben, über den man auch aufschlussreiche und nützliche Informationen im Internet findet!

Vergessen wir nicht die Tatsache, dass je länger je mehr auch BewerberInnen bewusst und von sich aus die Möglichkeit nutzen, sich per Video vorzustellen. Kreative Stellensuchende! Sie möchten nicht einfach ein CV senden, sondern auch gleich mit Ihrer Persönlichkeit überzeugen. Sie wollen sich von der Masse abheben.

Doch bleiben wir heute bei der «aufgezwungenen» Variante, d.h. dann wenn man zu einem ersten Interview auf Video eingeladen wird.

Gibt es einen eindeutigen Nutzen davon? Ja, und auf diesen werde ich eingehen. Da ich SONRU auch kenne, werde ich versuchen für ein wenig mehr Verständnis und Akzeptanz zu sorgen, indem ich genau erkläre was und wie das abläuft.

Dann gebe ich Ihnen auch ein paar gute Tipps.

Vor allem aber verdeutliche ich die nicht zu unterschätzenden, grossen Vorteile. Für SIE!



Was erwartet Sie konkret?

Sie bewerben sich «normal», also mit Ihrem Dossier, bei der Firma X. Ihre Unterlagen werden auch «ganz normal» gesichtet, und wenn Sie als geeignet für die Stelle erscheinen, bekommen Sie eine Einladung per E-Mail für das erste Interview. Also, am Anfang läuft alles noch wie gewohnt. Darin lesen Sie, dass Sie zu einem Interview per Video eingeladen sind. Mit einem separaten E-Mail erhalten Sie einen Link und ein Passwort um sich im System einzuloggen. Im E-Mail gibt es auch gleich ein paar Tipps wie Sie es gut machen können.

Alles wird «tubeli einfach» erklärt. Für technische Probleme aller Art wird Ihnen ein Supportlink bekannt gegeben, der Sie praktisch während 24 Stunden unterstützt.

Im E-Mail wird Ihnen auch ein Zeitraum eingeräumt (ca. eine Woche) in dem Sie das Video aufnehmen sollen. So läuft das seitens der Firma – nicht mehr und nicht weniger.

Jetzt sind Sie dran!

Zuerst freuen Sie sich (hoffentlich) über diese weitere Chance. Gleichzeitig, wenn Ihnen sowas zum ersten mal passiert, entstehen bei Ihnen auch Fragen. Vielleicht auch Unsicherheiten... Das ist verständlich. Grundsätzlich kann man jedoch sagen - Sie sind gut beraten, wenn Sie sich - mehr oder weniger - wie für ein Live-Interview vorbereiten. Diese Checkliste ist zwar für ein Live-Interview gedacht, doch viele der Punkte können Sie auch für das Video-Interview einbeziehen.

Sind Sie technisch ausgerüstet? Sie brauchen nicht viel, Internet und ein Gerät, das bewegliche Bilder und Ton aufnimmt reichen. Es muss kein «neustes Modell eines PCs oder Laptops» sein, es reicht auch IHR HANDY! Mit einem Smartphone, das Aufnahmen machen kann, sind Sie schon dabei und das wird Ihnen im E-Mail auch gesagt.

Also, tun Sie sich nicht so schwer, es handelt sich um das gleiche Mobiltelefon, mit dem Sie ständig irgendetwas aufnehmen, nicht wahr?! Für Facebook, meine ich. Oder Snapchat. Oder Instagram. Oder Youtube. Oder für sonstwo im Internet, von mir aus auch nur für sich selber.

Dann überlegen Sie sich wann die beste Zeit für die Aufnahme innerhalb der eingeräumten Periode ist. FÜR SIE die beste Zeit! Am Morgen, am Nachmittag, am Abend? Am Montag, oder am Wochenende? Überlegen Sie gut, denn das spielt eine wichtige Rolle. Legen Sie einen Zeitpunkt fest, in dem Sie weder gestresst (zum Beispiel am Kochen sind) noch müde sind (die Morgen nach der geplanten Party). Ihre Entscheidung müssen Sie nicht bekanntgeben, folglich können Sie diese auch später anpassen!


Stellen Sie sich mal vor!

Übermorgen ist Ihr erstes, persönliches, wichtiges Live-Interview bei der Firma Y festgelegt. Doch heute schon fühlen Sie sich kränklich, der Hals kratzt und die Nase tropft. Morgen liegen Sie flach und übermorgen geht gar nichts. Sie müssen das Vorstellungsgespräch absagen – Sie haben die Grippe! Oder aber Ihr Kind. Oder Hund. Oder es ist sonst was passiert… Sie MÜSSEN absagen, wenn auch begründet.

Klar werden Sie in den meisten Fällen «auf Verständnis» stossen, aber tja… schon mal passiert etwas, was sich nicht unbedingt förderlich auf Ihre Chancen auswirkt. Auch allein deswegen nicht, weil Sie warten müssen (bis ein neuer Termin gefunden wird, wenn überhaupt), und in dieser Zeit läuft in diesem Prozess vieles! Vieles und eventuell nicht zwingend zu Ihrem Vorteil!

Diese Gefahr fällt bei diesem Video-Interview-Vorgehen definitiv weg. Wenn Sie heute nicht können, dann morgen, oder am Tag danach… einfach innerhalb dieser einen Woche! Alle anderen Mitstreiter haben die gleichen Zeitangaben und vorher läuft nichts.

Dann ist es soweit! Der Tag X, den SIE ausgewählt haben, ist da. Ob Sie um 9:00 Uhr anfangen, oder um 9.06 Uhr, oder um 9:13 Uhr... spielt keine Rolle. Es besteht NULL Gefahr, dass Sie sich ausgerechnet an diesem Morgen dummerweise verschlafen. Auch die SBB kann Ihnen keinen Strich durch die Rechnung machen. In einem Stau stecken zu bleiben ist auch ausgeschlossen. Das nenne ich Sicherheit!

Glauben Sie mir – es gibt Firmen, die kein Verständnis aufbringen, wenn Sie sich auch nur 5 Minuten verspäten! OHNE Ihr Verschulden, wohl gemerkt! Selber mal erlebt! Diese Firmen meinen – es sei Ihre Pflicht alles mit einzubeziehen und einzurechnen, auch «böse Überraschungen». Was grundsätzlich richtig ist, allerdings gibt es immer wieder Lebenssituationen, die auch die beste Planung zu Nichte machen können. Also dieses Risiko fällt FÜR SIE vollständig weg, und Sie «erscheinen» nicht schon «schweissgebadet» um einen ERSTEN Eindruck von sich zu hinterlassen. Ganz im Gegenteil, Sie können ausgeruht und entspannt (was die Anreise betrifft) «zum Interview antreten».

Was auch wegfällt ist die nicht selten mühsame Suche nach einer Firmenadresse. Klar kommt Ihnen das in diesem Moment nicht sooo ausserordentlich wichtig vor. Schliesslich ist zu hoffen, dass es zu einem zweiten, persönlichen Interview kommt, und dann entkommen Sie der Suche so oder so nicht mehr. Aber JETZT, bei der ersten Begegnung UND Eindruck, können Sie sich das definitiv ersparen! Sie sitzen in Ihrer gewohnten Umgebung und werden nicht von zwei, vier oder gar sechs paar Augen gemustert. In meinen Augen ein weiteres Plus. Oder haben Sie schon in einem Industriegebiet nach einer Firma gesucht? Oft ist das wie ein Orientierungslauf, bei dem man tatsächlich «die Nadel im Heuhaufen» sucht...

Ganz zu schweigen über Ihre Kosten. Logisch beschäftigt Sie auch das im Normalfall und in den meisten Fällen nicht im Voraus. Aber sind wir doch ehrlich – wenn Sie «die Reise» zahlen müssen und es doch zu einer, der n-ten Absage kommt, ist auch der Gedanke «wer deckt mir die Ausgaben?» schnell da.

Wie «erscheinen» Sie? Ihr Outfit meine ich. Nun ja, im Grunde genommen können Sie genau so «zum Interview» erscheinen wie auf dem Bild zu diesem Bericht. Wobei, aus rein psychologischen Gründen, würde ich abraten es so zu tun. Ihre Ausstrahlung wirkt «anders», wenn Sie auch kleidermässig das Videointerview ernst nehmen. Theoretisch wäre es aber möglich, sich nur um Ihre «obere Hälfte» zu kümmern…


Nun treten Sie ausgeschlafen, ruhig (aber präsent) und souverän auf. Positionieren Sie sich in der Mitte, frontal zur Laptop(-Kamera), Licht von der Seite (und/oder von vorne). Kamera auf Augenhöhe, in die Kamera schauen. Vergessen Sie nicht zu lachen.


So, und nun «Kamera läuft»

Nein, nein, keine Angst, so schnell geht das auch wieder nicht. Wenn Sie sich im System definitiv angemeldet haben, auch dann haben Sie genug ZEIT um sich vorzubereiten!

Zuerst wird alles und vom System selber technisch geprüft. Licht, Ton, Aufnahmequalität. Sie können einen kurzen Probelauf machen und sich selber überzeugen – sitzen Sie gut, sieht, hört und versteht man Sie? Haben Sie eine solche Möglichkeit bei einem ersten klassischen Interview? Natürlich nicht! Vielleicht sitzt Ihre Krawatte schräg, Ihr Kragen ist geknickt, Sie haben Lippenstift auf den Zähnen, Sie murmeln aufgeregt irgendetwas… KEINER wird Sie darauf aufmerksam machen. Aber Sie wirken schon und Entscheidungen werden getroffen.


Jetzt kommt - aus meiner Sicht - DAS BESTE!

Irgendwann müssen Sie starten.

Es läuft so ab: Der Bildschirm ist sehr praktisch und nicht ablenkend in Bereiche «aufgeteilt». Sie sehen sich, Sie sehen die Frage, und Sie sehen eine Uhr, oft in Form eines sich auffüllenden Balkens, der die Zeit anzeigt.

Sobald Ihnen eine Frage gestellt wird haben Sie zuerst Zeit um die Frage zu lesen und sich IHRE ANTWORT GENAU ZU ÜBERLEGEN!

Nicht schlecht, oder? Wann haben Sie sowas bei einem Interview? Diese Zeit zum Lesen und Überlegen wird von der Firma eingestellt und bewegt sich um die 30 Sekunden. Zeit, in der Sie die Frage lesen, kurz überlegen können was Sie sagen wollen und sich sogar stichwortartige Notizen machen können. Genial!

«30 Sekunden sind nichts!» Meinen Sie?! Schweigen Sie mal 30 Sekunden lang! Jetzt! Das ist «unglaublich viel Zeit», wenn es darauf ankommt sich zu überlegen, was Sie danach sagen! Nun stellen Sie sich vor wie sowas ankommen würde, wenn Sie an einem Tisch mit Ihren zukünftigen Arbeitgebern sitzen und Sie zu jeder Ihnen gestellten Frage «30 Sekunden Pause» machen, nachdenken und sich noch Notizen machen würden!?! UNMÖGLICH! Keine Chance!

Auch super ist es, dass die Fragen nicht «wie aus einer Kanone geschossen» kommen. Jede nächste Frage müssen Sie quasi «abwarten».

Was heisst das? Wenn die Zeit zum Lesen und Überlegen abgelaufen ist, müssen Sie Ihre Antwort «scharf» aufnehmen. Die Aufnahme wird Ihnen angezeigt und passiert automatisch. Dafür haben Sie auch eine Zeitvorgabe (diese sehen Sie auch). Diese Antwortzeit ist von Frage zu Frage unterschiedlich lang, jedoch genug!

Es kann passieren, dass Sie mit Ihrer Antwort «früher fertig» sind. Die Uhr läuft trotzdem weiter bis die vorgegebene Zeit abgelaufen ist! Sie haben ein paar weitere Sekunden übrig um «durchzuatmen» und sich auf die nächste Frage einzustimmen.

Allerdings ACHTUNG: Die Kamera bzw. die Aufnahme läuft auch während dieser Zeit weiter! (Bohren Sie bitte nicht in der Nase, machen Sie auch keine Grimassen oder ähnliches...)

Gibt es solche Pausen in einem «live»-Vorstellungsgespräch?

Natürlich nicht!

Die Zeit um die Frage zu lesen wird separat von Ihrer Antwortzeit gerechnet.

In bestimmten Fällen haben manche Kandidaten auch einen weiteren Vorteil. Sie können zum Beispiel das Video an einem Ort oder auf eine Art aufnehmen, das Ihre Bewerbung unterstützt! Sie können sich was Kreatives ausdenken! Doch Achtung! Nicht übertreiben! Es muss einerseits passen, andererseits darf Ihre Idee weder Sie bei der Aufnahme noch die Betrachter später beim Anschauen zu stark «ablenken». Jedoch eine weitere Möglichkeit, die zu erwähnen ist, und die Sie in einem Sitzungszimmer nicht haben.

Und wie lange dauert diese «Tortur»? Normalerweise werden Sie mittels E-Mail darüber informiert, allerdings wage ich zu behaupten, dass ein solches Videoaufnahme-Interview nie und niemals eine Stunde dauert, geschweige denn mehr. Rechnen Sie mit 30 bis max. 45 Minuten, abhängig von der Anzahl Fragen.

Ja, genau, die Fragen! Was für Fragen werden Ihnen gestellt?

GANZ NORMALE, gewöhnliche, klassische Erst-Interview-Fragen! Zudem wird Wert darauf gelegt, dass die Fragen kurz und verständlich gestellt sind. Unabhängig davon, dass Sie in eine Kamera sprechen wäre es deshalb von Vorteil sich zu überlegen was Sie zu den «klassischen Fragen» antworten wollen.

Und wenn mal eine speziellere Frage gestellt wird? Na und? Diese Frage kann genau so gut auch an einem klassischen Interview kommen. Ihre Spontanität ist gefragt... jedoch erst NACH der «Überlegungszeit».

Manchmal, wenn es für die angestrebte Funktion von Bedeutung ist, werden auch gleich Ihre Sprachkenntnisse überprüft. Achten Sie bitte genau auf allfällige ergänzende Angaben zu den Fragen. Es kann durchaus sein, dass Ihnen z.B. eine Frage auf Englisch gestellt wird, Sie aber Ihre Antwort auf Deutsch geben müssen. Oder umgekehrt! Machen Sie es so wie es verlangt wird.

Die Fragen werden Ihnen «schriftlich» gestellt. Ein weiterer möglicher Trumpf für Sie. Sie müssen sich nicht auch noch auf den Sprachausdruck Ihres Gegenübers anpassen. Er oder sie spricht vielleicht zu leise, zu unverständlich, zu schnell, in einem Dialekt, den Sie «kaum verstehen»… das fällt auch alles weg!

Um das Thema «Fragen» abzuschliessen – am Ende des Interviews werden Sie nicht nach Ihren Fragen gefragt! Für manche Menschen auch keine schlechte Aussicht. Dieser Teil wird jedoch nicht aufgehoben, sondern nur für den Moment «aufgeschoben». Bei diesem Interview geht es einzig und allein darum, Sie «visuell und verbal» kennen zu lernen. Wenn Sie gut abschneiden, wenn Sie überzeugen, folgen die nächsten Bewerbungsstufen. Sie erhalten die Möglichkeit sowohl ALLE persönlich kennen zu lernen, wie auch Ihre Fragen zu stellen. Keine Bange!

Am Schluss des Interviews werden Sie jedoch aufgefordert «etwas zu ergänzen, beizufügen, zu konkretisieren, falls Sie wollen bzw. haben».

Dafür haben Sie auch Zeit – eine «letzte» Gelegenheit von sich zu überzeugen! Nutzen Sie sie! Wie? Was Sie sagen sollen?! Naja, wenn Sie es bei einem Video-Interview nicht wissen, dann zweifele ich ob es bei einem Live-Interview viel anders wäre. Bereiten Sie Ihr «Schlussplädoyer» gut vor.

Wie Sie sehen und hoffentlich mir auch zustimmen – Sie haben NUR Vorteile!


Doch das war noch nicht alles!

Ein weiterer Segen kommt noch dazu – mit dieser Art von Interviews kommen viel mehr Kandidaten zum Zug. Mit einem Video erhalten verhältnismässig mehr Bewerber eine echte erste Chance von sich «persönlich» zu überzeugen, als mittels einer Einladung zum klassischen Gespräch in der Firma.

Warum das?

Ganz einfach: Zeit und menschliche Ressourcen sind begrenzt! Wenn man sich aus 100 Dossiers für NUR 5 zu einem Gespräch einzuladende Kandidaten entscheiden muss und das noch terminlich mit anderen Personen (HR, Linienvorgesetzte, Teammitglieder) abzustimmen ist, dann ist man gewiss viel, viel «wählerischer».

Vergessen Sie auch nicht das «nervenzermürbende» Abwarten eines Rekrutierungsfortschrittes, «weil A in den Ferien ist und danach B sich auch erholen muss...».

Beim Video-Interview fallen die Komponenten «Zeit und feste Planung» auch für die andere Seite weitgehend weg. Sie können sich «Ihren Auftritt» dann anschauen, wann immer sie das wollen. Gehört sicher nicht zur Tagesordnung, jedoch besteht die Möglichkeit, dass man sich Ihr Video am Abend, in der Kaffeepause, am Wochenende, wenn es sein muss sogar in den Ferien anschaut!

Doch zu Ihrem eindeutigen Vorteil könnte sich was anderes, viel, viel Wichtigeres entwickeln!

Stellen Sie sich mal eine tatsächliche Situation vor – Sie waren an einem ERSTEN klassischen Interview, eine von - sagen wir - 5 Personen. Eine Stunde, und Tschüss! Ihre Gegenüber haben Ihnen zugehört (oder so getan als ob...), sich Notizen gemacht (k.A. wie sie Ihre Aussagen in genau diesem einmaligen Moment interpretiert und notiert haben...). Anschliessend geht es an die «Auswertung». Wer hat was gesagt, wer hat wie gewirkt? All das stützt sich allerdings NUR UND AUSSCHLIESSLICH auf die - in diesen einmaligen Moment -gemachten Beobachtungen. Und diese können sehr unterschiedlicher Natur sein. Kann man sich etwas in Erinnerung rufen? Es sich nochmals anschauen, es nochmals hören, sich «absichern»? Nein, womit auch? Sie sind schon weg, und es war wie es war.

Bei einer Videoaufnahme ist das ganz anders! Man kann sich - auf Wunsch - alles wieder und nochmals anschauen, es analysieren, es 1:1 mit den anderen Kandidaten vergleichen. Und abwägen! Von mir aus gesehen ein nicht zu unterschätzendes PLUS (oder «minus», je nach dem).


Aber warum machen «die» sowas überhaupt?!

Zeit sparen! In erster Linie! Sie sollten diese Komponente nicht unterschätzen, nur weil es sich nicht um Ihre Zeit handelt. Dazu spart ein solches Vorgehen noch viel Kosten für die Firma!

«Das interessiert mich nicht, ist nicht mein Problem…», sagen Sie sich vielleicht. Das verstehe ich auch, schliesslich ist diese Firma nicht «Ihre». Noch nicht… Und vielleicht auch «nie» oder «nicht über längere Zeit», wenn Sie vom Typ her als «Zeit und Kosten unbewusst» wirken bzw. (später) handeln.

Jetzt kommen Sie bitte nicht mit «den Managerlöhnen», «das Sparpotential bei sonst was» und so weiter. Auch wenn ich mit Ihnen in dem einen oder anderen Fall zu diesem Themen total einig bin, ist das doch NICHT unser, IHR Thema, hier und jetzt.

Damit meine ich: Kosten- und zeitsparende Videointerviews hin oder her, bei manch exorbitant ausufernden Löhnen werden auch diese nichts ändern. Dieses Vorgehen wird auch nichts in einer Firma verbessern, die so oder so schleppend Entscheidungen trifft. Ergo, versuchen Sie Ihre Energie zu schützen, indem Sie diese nicht «Stammtisch»-mässig in nicht so einfach zu lösende Gesellschafts- und firmeninterne Probleme investieren.


Hat es auch Nachteile?

Ich denke schon. Jeder Mensch ist anders. Es gibt tatsächlich sehr kamerascheue Menschen. Wobei sind solche Menschen nicht auch oft Menschenscheu im allgemeinen? Wenn jemand starke Probleme damit hat sich zu präsentieren, sich «zu verkaufen», ändert sich auch nicht viel, wenn man es persönlich tut. Eventuell hilft es, wenn man versucht diese persönliche Charakteristik mit der Firma im Vorfeld des Interviews zu klären. Hängt natürlich auch von der Position ab.

Was Schwierigkeiten bereiten kann, ist auch der Blick! Ihr Blick!

Wohin damit?! Es fällt nicht allen leicht «zu sich auf einem Bildschirm zu sprechen» und dabei natürlich zu wirken. Für viele ist es einfacher, ihrem Gegenüber «aus Fleisch und Blut» in die Augen zu schauen, wenn sie antworten. Wobei nur weil jemand vis-à-vis sitzt macht es auch nicht automatisch für alle einfach… Es gibt Menschen deren Blick so oder so ständig umher «wandert», andere, die Augenkontakt vermeiden, oder aber solche, die ihren Blick so fixieren, dass es fast weh tut.

Mein Tipp: üben Sie vor dem Spiegel. Schauen Sie sich in die Augen, sprechen Sie zu sich, lachen Sie sich an.

Oder Sie kleben einen roten Punkt direkt neben die Kamera um immer wieder darauf zurück zu kehren.

Oder, als letzte Möglichkeit, Sie stellen «etwas» (ein Plüschtier zum Beispiel) auf den Stuhl vor Ihnen (hinter das Aufnahmegerät) und sprechen «es» an. Zugegeben, nicht die beste Variante, jedoch besser als wenn Ihr Blick hin und her irrt, weil Sie allein im Raum sind.

Wenn Sie sich jedoch für diese Variante entscheiden, bedenken Sie unbedingt, dass Ihr Blick beim Sprechen nicht in der Kamera sein wird. Ich, an Ihrer Stelle, würde mein Vorgehen am Schluss (bei der Frage: Haben Sie noch etwas beizufügen? o.ä.) noch genau erläutern.

Es ist wirklich wichtig, dass Sie in die Kamera und nicht auf den Bildschirm schauen. Und schon gar nicht irgendwo im Raum vor sich.

Zu üben kann sich auch sonst auszahlen! Insbesondere für Menschen, die stark dazu tendieren, sich in viel zu detaillierten Antworten zu verlieren. Denn, wie gesagt, die Antwortzeit ist klar begrenzt. Da Sie jedoch die Fragen nicht kennen, trainieren Sie zumindest Ihre Fähigkeit «auf den Punkt zu kommen», indem Sie auf klassische Fragen kurze, klare und prägnante Antworten geben. Ob per Video oder klassisch, daran scheitern sowieso viele Bewerbern.

Und was, wenn die Nachteile «nur technischer Natur» sind?

Was, wenn Sie allgemein Schwierigkeiten haben zu verstehen was (technisch) zu tun ist und «unkontrolliert» auf die Tasten drücken? Gewiss kann man solchen Mühen mit einem klassischen Interview teilweise umgehen. Wobei es kommt vielleicht zu gar keinem, weil die «technischen Schwierigkeiten» schon aus der schriftlichen Bewerbung klar ersichtlich sind. Für alles andere gibt es 24/7 Support!


Was nun? «online oder outside»?

Ich will nicht prophezeien, aber ich bevorzuge es, mich auf die positive Seite zu schlagen, indem ich mich mit dem Gedanken befreunde, dass der Fortschritt nicht aufzuhalten ist.

Ansonsten «halte ich mich selber auf», indem ich dauernd und gegen alles Neue und teilweise Unbekannte bin. Dabei hat viel zu oft das Neue auch unumstrittene Vorteile!

Zudem ist jeder Bewerbungsprozess mit genug anderen, wichtigen Themen bestückt, die jeder selber beinflussen kann. Ob man zu einem ERST-Interview via Telefon, per Video oder persönlich an den Tisch eingeladen wird, gehört leider nicht dazu. Wozu dann die ganze Aufregung?!

Auch hier gilt: Man geht entweder mit der Zeit, oder man wird mit der Zeit gehen. Dass wir uns für das eine oder das andere immer wieder und in einem noch nie da gewesenen Tempo werden entscheiden müssen, steht für mich persönlich ausser Frage!

Am besten entscheiden Sie sich auch das Beste daraus zu machen!



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